Google arbeitet an einer neuen Funktion für Android, die es Nutzern ermöglichen soll, Aufgaben nahtlos zwischen verschiedenen Geräten fortzusetzen. Die Entwicklung mit dem internen Namen „Task Continuity“ ähnelt Apples Handoff-Funktion und zielt darauf ab, die Lücke in der Integration zwischen Android-Smartphones und anderen Geräten wie PCs zu schließen.
Hinweise auf diese Funktion wurden im Code von Android 16 entdeckt. Sie soll Teil einer größeren Strategie sein, das Android-Ökosystem enger zu vernetzen und eine einheitliche Nutzererfahrung über mehrere Plattformen hinweg zu schaffen.
Wichtige Erkenntnisse
- Google entwickelt eine systemeigene Funktion namens „Task Continuity“, die Apples Handoff-Funktion entspricht.
- Ziel ist es, den nahtlosen Wechsel von Apps und Aufgaben zwischen Android-Geräten und PCs zu ermöglichen.
- Die Funktion wird tief in das Betriebssystem integriert, um die Fragmentierung bestehender Lösungen zu überwinden.
- Eine Veröffentlichung wird nicht vor Android 17 erwartet, was mit Googles Plänen für Android auf PCs zusammenfällt.
Die Herausforderung der Geräte-Interaktion
Einer der größten Vorteile des Apple-Ökosystems ist die tiefe Integration zwischen Geräten wie dem iPhone und dem MacBook. Funktionen wie Handoff ermöglichen es, eine E-Mail auf dem Smartphone zu beginnen und sie nahtlos auf dem Laptop fertigzustellen. Da Apple sowohl die Hardware als auch die Software kontrolliert, kann das Unternehmen solche Funktionen auf Systemebene implementieren.
Im Gegensatz dazu ist die Verbindung zwischen Android-Smartphones und Windows-PCs oft umständlich. Bestehende Lösungen, wie die „Link zu Windows“-App von Microsoft, bieten nur begrenzte Funktionalität. Sie sind oft auf bestimmte Hersteller beschränkt und nicht tief genug im Betriebssystem verankert, um eine wirklich reibungslose Erfahrung zu gewährleisten.
Warum die Integration bisher schwierig war
Die Fragmentierung im Android- und Windows-Lager ist historisch bedingt. Google entwickelt Android, während Microsoft für Windows verantwortlich ist. Beide Unternehmen haben unterschiedliche Geschäftsinteressen. Eine tiefe, native Integration erfordert eine enge Zusammenarbeit, die in der Vergangenheit oft ausblieb. Microsofts Versuche, eine Brücke zu schlagen, sind oft einseitig und erreichen nicht alle Nutzer, da die notwendige Software nicht auf allen Android-Geräten vorinstalliert ist.
Googles Antwort: „Task Continuity“
Um diese Lücke zu schließen, entwickelt Google eine eigene Lösung. Erste Hinweise darauf tauchten bereits im Juli in den Android-Einstellungen unter „Geräteübergreifende Dienste“ auf. Mit der Veröffentlichung einer frühen Version von Android 16 wurde der Code für eine Funktion namens „Task Continuity“ (Aufgabenkontinuität) entdeckt.
Diese Funktion soll es ermöglichen, den aktuellen Zustand einer Anwendung von einem Gerät auf ein anderes zu übertragen. Laut den bisherigen Code-Analysen soll die Interaktion wie folgt ablaufen: Wenn ein Nutzer eine App auf seinem Smartphone verwendet, erscheint auf der Taskleiste eines anderen Geräts in der Nähe, beispielsweise einem Android-PC, ein Vorschlag. Ein Klick darauf startet die App auf dem neuen Gerät genau an der Stelle, an der sie auf dem ursprünglichen Gerät verlassen wurde.
Technische Umsetzung im Detail
Die technische Basis der Funktion scheint auf drei Kernkomponenten zu beruhen:
- Broadcast-Dienst: Ein Dienst, der die Aktivität der aktuell genutzten App an andere Geräte im Netzwerk sendet.
- Empfänger-Dienst: Ein Dienst auf dem Zielgerät, der diese Signale empfängt und einen Vorschlag zur Fortsetzung der Aufgabe anzeigt.
- System-Manager: Eine zentrale Komponente, die den gesamten Handshake-Prozess zwischen den Geräten koordiniert und die Datenübertragung steuert.
Dieser Ansatz umgeht die Probleme, mit denen Lösungen von Drittanbietern konfrontiert sind. Da Google das Android-Betriebssystem kontrolliert, kann das Unternehmen eine standardisierte Schnittstelle (API) für alle Entwickler bereitstellen. Dies würde die Akzeptanz erheblich erleichtern und eine konsistente Funktion für alle Nutzer sicherstellen.
Einseitiger Fluss wie bei Apple
Der bisher analysierte Code beschreibt hauptsächlich den Prozess, eine Aufgabe von einem mobilen Gerät auf ein größeres Gerät (wie einen PC oder ein Tablet) zu übertragen. Dies ähnelt konzeptionell dem Wechsel von einem iPhone zu einem Mac, bei dem ein Symbol im Dock des Macs erscheint. Ob die Funktion auch in die andere Richtung, also vom PC zum Smartphone, funktionieren wird, ist derzeit noch unklar.
Vergleich mit bestehenden Systemen
Apples Handoff-Funktion ist der Goldstandard für geräteübergreifende Kontinuität. Sie funktioniert in beide Richtungen und ist für Entwickler einfach zu integrieren. Ein Nutzer kann eine Webseite in Safari auf dem iPhone öffnen, und ein Safari-Symbol mit einem kleinen Gerätehinweis erscheint sofort im Dock des MacBooks.
Microsofts Ansatz mit der „Link zu Windows“-App ist deutlich limitierter. Die Übertragung funktioniert nur von Android zu Windows, nicht umgekehrt. Entwickler müssen zudem ein spezielles Windows-SDK in eine native Windows-Version ihrer App integrieren, was für viele rein mobile Anwendungen einen erheblichen Aufwand bedeutet. Dies führt zu einer geringen Verbreitung und einer inkonsistenten Nutzererfahrung.
„Indem Google die Kontrolle über das Betriebssystem an beiden Enden übernimmt, kann es seine Version von Handoff direkt in das Kernerlebnis integrieren und eine einzige, standardisierte API für alle Android-Entwickler anbieten.“
Ausblick und Zeitplan
Die Entwicklung von „Task Continuity“ befindet sich noch in einem frühen Stadium. Da Android 16 bereits den Status der Plattformstabilität erreicht hat, ist es unwahrscheinlich, dass eine so tiefgreifende Funktion noch in dieser Version vollständig implementiert wird. Experten gehen davon aus, dass die Funktion frühestens mit Android 17 eingeführt wird.
Dieser Zeitplan passt zu Googles Ankündigung auf dem Snapdragon Summit, Android im kommenden Jahr verstärkt auf PCs zu bringen. Eine robuste Handoff-Funktion wäre ein entscheidender Baustein, um Android als vollwertiges PC-Betriebssystem zu etablieren und eine attraktive Alternative zu bestehenden Plattformen zu schaffen.
Für Android-Nutzer bedeutet dies die Aussicht auf ein deutlich besser vernetztes und produktiveres Ökosystem, das die Grenzen zwischen Smartphone, Tablet und PC weiter verschwimmen lässt.





