Apple hat die AirPods Pro 3 auf den Markt gebracht, eine neue Generation seiner kabellosen Kopfhörer, die erstmals einen integrierten Herzfrequenzsensor bieten. Während die Gesundheitsfunktionen und die verbesserte Geräuschunterdrückung auf breite Zustimmung stoßen, sorgt die überarbeitete Klangabstimmung für kontroverse Diskussionen unter Fachleuten.
Die neuen Kopfhörer positionieren sich als Lifestyle- und Fitnessprodukt, das weit über das reine Musikhören hinausgeht. Doch die Entscheidung, auf einen ausgeprägteren Bass und schärfere Höhen zu setzen, entfernt sich vom bisherigen, eher neutralen Klangprofil und stößt bei audiophilen Nutzern auf Kritik.
Wichtige Erkenntnisse
- Neue Gesundheitsfunktion: Die AirPods Pro 3 verfügen über einen integrierten Herzfrequenzsensor, der eine kontinuierliche Überwachung während des Trainings ermöglicht.
- Umstrittene Klangabstimmung: Apple hat das Klangprofil verändert, was zu einem stärkeren Bass und schärferen Höhen führt. Experten kritisieren diesen „V-förmigen“ Klang als weniger natürlich.
- Verbesserte Passform und ANC: Ein neues Design und hybride Ohrstöpsel sorgen für einen sichereren Sitz, was die Leistung der Geräuschunterdrückung (ANC) deutlich verbessert.
- Kein Equalizer: Nutzern wird keine Möglichkeit geboten, den Klang individuell anzupassen oder zum Profil des Vorgängermodells zurückzukehren.
- Live-Übersetzung in der Beta-Phase: Die neue Echtzeit-Übersetzungsfunktion ist noch in der Entwicklung und zeigt in ersten Tests praktische Schwächen.
Gesundheitsüberwachung als zentrales Merkmal
Das herausragendste neue Merkmal der AirPods Pro 3 ist die Integration von Gesundheitssensoren. Apple hat einen Herzfrequenzmonitor direkt in die Ohrhörer eingebaut, eine Funktion, die bisher hauptsächlich von Smartwatches wie der Apple Watch bekannt war. Diese Erweiterung zielt auf Nutzer ab, die ihre Vitaldaten verfolgen möchten, ohne ein zusätzliches Gerät am Handgelenk zu tragen.
Die Sensoren sind so konzipiert, dass sie die Herzfrequenz während des Tages periodisch oder bei der Nutzung der Fitness-App kontinuierlich aufzeichnen. Laut ersten Tests, unter anderem vom renommierten Wearable-Experten DC Rainmaker, ist die Genauigkeit für ein Gerät dieser Form beeindruckend. Die Leistung hängt jedoch stark von der korrekten Passform der Ohrhörer ab.
Passform ist entscheidend für die Genauigkeit
Um präzise Messwerte zu gewährleisten, müssen die AirPods Pro 3 tief und sicher im Gehörgang sitzen. Ein lockerer Sitz kann die Genauigkeit des Herzfrequenzsensors beeinträchtigen. Apple hat dafür das Design der Ohrhörer und der mitgelieferten Aufsätze angepasst.
Verbesserte Passform und Geräuschisolierung
Um die Funktionalität der neuen Sensoren zu unterstützen und den Tragekomfort zu erhöhen, hat Apple das physische Design der AirPods Pro 3 überarbeitet. Die Form ist nun stärker dem menschlichen Gehörgang nachempfunden, was für einen festeren und sichereren Sitz sorgt. Dies reduziert das Risiko, dass die Ohrhörer bei Bewegung herausfallen.
Zusätzlich kommen neue, hybride Ohrstöpsel zum Einsatz, die die Vorteile von Silikon und Schaumstoff kombinieren sollen. Diese sorgen nicht nur für einen besseren Halt, sondern verbessern auch die passive Geräuschisolierung. In Kombination mit der optimierten aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) führt dies laut Berichten zu einer signifikant effektiveren Ausblendung von Umgebungsgeräuschen im Vergleich zum Vorgängermodell.
Die Kontroverse um die neue Klangabstimmung
Während die technischen Verbesserungen weitgehend gelobt werden, ist die neue Klangsignatur der AirPods Pro 3 zum zentralen Kritikpunkt geworden. Frühere Generationen der AirPods Pro waren für einen ausgewogenen und für die breite Masse angenehmen Klang bekannt. Das neue Modell weicht von dieser Linie ab.
Experten beschreiben den neuen Klang als deutlich „V-förmig“. Das bedeutet, dass die tiefen Frequenzen (Bass) und die hohen Frequenzen (Höhen) angehoben werden, während die Mitten in den Hintergrund treten. Das Ergebnis ist ein Klang, der als druckvoller und brillanter wahrgenommen werden kann, aber von vielen als weniger natürlich und auf Dauer als anstrengend empfunden wird.
„Die AirPods Pro 3 setzen auf eine V-förmige Klangsignatur, die eine füllige Basswiedergabe und funkelnde Höhen priorisiert. Während viele Verbraucher diesen aufregenderen Klang letztendlich als Verbesserung empfinden mögen, ist es schade, dass der zurückhaltendere, natürliche Klang der AirPods Pro 2 durch ein Klangprofil ersetzt wird, das insgesamt einfach weniger sicher erscheint.“ – Griffin Silver, Headphones.com
Fehlende Anpassungsmöglichkeiten
Die Kritik wird dadurch verschärft, dass Apple den Nutzern keine Möglichkeit zur individuellen Klanganpassung bietet. Anders als viele Konkurrenzprodukte verfügen die AirPods Pro 3 über keinen integrierten Equalizer (EQ) in den Einstellungen. Anwender können die V-förmige Abstimmung also nicht korrigieren oder ein neutraleres Klangprofil wählen, wie es dem des Vorgängermodells entspräche.
Diese Entscheidung wird von Kritikern als Zeichen von Arroganz gewertet. Apple gibt eine Klangästhetik vor, die nicht allen Hörgewohnheiten entspricht, ohne eine Alternative anzubieten. Selbst eine einfache voreingestellte Option, die den Klang der AirPods Pro 2 emuliert, fehlt.
Apples „walled garden“-Ansatz
Die Strategie, Funktionen wie einen Equalizer wegzulassen, passt zu Apples allgemeinem Ansatz, ein stark kuratiertes und geschlossenes Ökosystem zu schaffen. Das Unternehmen setzt auf eine „one-size-fits-all“-Lösung, die für die Mehrheit der Nutzer optimiert sein soll, aber fortgeschrittenen Anwendern wenig Flexibilität bietet.
Zusätzliche Funktionen: Live-Übersetzung im Praxistest
Eine weitere wichtige Neuerung ist die „Live Translation“-Funktion, die sich aktuell in einer Beta-Phase befindet. Dieses Feature soll eine Echtzeit-Übersetzung von Gesprächen direkt über die AirPods ermöglichen und ist auch für ältere Modelle wie die AirPods Pro 2 verfügbar. Die Vision eines universellen Übersetzers im Ohr rückt damit näher.
Die praktische Umsetzung ist jedoch noch nicht ausgereift. In ersten Tests zeigt die Funktion eine spürbare Verzögerung von etwa drei Sekunden. Zudem ist die Spracherkennung anfällig für Umgebungsgeräusche, was häufig zu Fehlern oder Unterbrechungen führt.
Aktuelle Einschränkungen der Übersetzungsfunktion
- Sprachauswahl: Zum Start sind nur wenige Sprachen verfügbar, darunter Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch.
- Genauigkeit: Die KI hat Schwierigkeiten, Gesprochenes korrekt zu erfassen, was zu inkohärenten Übersetzungen führt.
- Störanfälligkeit: Hintergrundgeräusche lösen wiederholt Warnmeldungen aus, die den Übersetzungsprozess unterbrechen.
Für einfache, klar formulierte Sätze in einer ruhigen Umgebung mag die Funktion bereits einen Nutzen bieten. Für komplexe oder schnelle Gespräche, wie etwa beim Ansehen eines fremdsprachigen Films, ist sie in ihrem jetzigen Zustand jedoch ungeeignet.
Fazit: Technischer Fortschritt mit polarisierendem Klang
Die AirPods Pro 3 stellen in vielerlei Hinsicht einen bedeutenden technologischen Fortschritt dar. Die Integration eines Herzfrequenzsensors, die verbesserte Passform, die längere Akkulaufzeit und die exzellente Geräuschunterdrückung sind klare Verbesserungen, die den Alltagsnutzen erheblich steigern. Insbesondere als Fitness-Wearable bieten die Ohrhörer eine elegante Lösung für viele Nutzer.
Gleichzeitig ist die Entscheidung für eine so divisive Klangabstimmung ohne Anpassungsoptionen ein riskanter Schritt. Apple hat ein Produkt geschaffen, das technisch beeindruckt, aber klanglich eine bestimmte, nicht universell gefeierte Richtung einschlägt. Für Nutzer, denen es primär um Gesundheits-Tracking und ANC geht, sind die AirPods Pro 3 ein überzeugendes Upgrade. Wer jedoch einen neutralen und natürlichen Klang bevorzugt, könnte von der neuen Generation enttäuscht sein.





