Google arbeitet an einer grundlegenden Weiterentwicklung des Always-On-Displays (AOD) für Android-Smartphones. Eine neue Funktion namens „Min-Modus“, die voraussichtlich mit Android 17 eingeführt wird, soll es Apps ermöglichen, im Ruhezustand des Telefons eine eigene, minimierte Benutzeroberfläche anzuzeigen. Dies könnte die Art und Weise, wie wir Informationen auf einen Blick erhalten, verändern und gleichzeitig die Akkulaufzeit schonen.
Die Entdeckung von Code-Referenzen in Systemkomponenten von Android deutet darauf hin, dass die Funktion weit über die bisherige Anzeige von Uhrzeit und Benachrichtigungen hinausgeht. Stattdessen könnten ganze Anwendungen im extrem stromsparenden Modus laufen, was besonders für Navigations- oder Live-Ticker-Apps von Vorteil wäre.
Die wichtigsten Punkte
- Google entwickelt eine neue Funktion namens „Min-Modus“ für Android 17.
- Sie ermöglicht es Apps, eine bildschirmfüllende, minimalistische Oberfläche auf dem Always-On-Display anzuzeigen.
- Die Funktion nutzt den gleichen extrem stromsparenden Zustand wie das herkömmliche AOD.
- Google Maps wird voraussichtlich eine der ersten Apps sein, die den Min-Modus für eine energiesparende Navigation nutzt.
Was ist der neue Min-Modus?
Das Always-On-Display ist für viele Android-Nutzer ein nützliches Werkzeug, um schnell die Uhrzeit oder eingegangene Nachrichten zu prüfen, ohne das Gerät vollständig aktivieren zu müssen. Bisher waren die Möglichkeiten dieser Anzeige jedoch stark begrenzt. Der in der Entwicklung befindliche Min-Modus soll diese Einschränkungen aufheben.
Bei dieser Funktion handelt es sich nicht um einen Ersatz für das AOD, sondern um eine separate, erweiterte Version. Sie verwendet denselben stromsparenden Display-Zustand, bei dem Helligkeit, Bildwiederholfrequenz und Farbdarstellung reduziert sind, um den Akku zu schonen. Der entscheidende Unterschied ist, dass anstelle der Standardanzeige eine vollwertige, wenn auch stark vereinfachte, App-Oberfläche angezeigt wird.
Hintergrund: Die Technik des Always-On-Displays
Always-On-Displays, insbesondere auf Geräten mit OLED-Bildschirmen, sind äußerst energieeffizient. Da bei OLED-Technologie jedes Pixel einzeln leuchtet, verbrauchen schwarze Pixel keinen Strom. Das AOD nutzt dies, indem es den Großteil des Bildschirms schwarz lässt und nur wenige Pixel für die Anzeige von Informationen aktiviert. Der Min-Modus baut auf dieser Grundlage auf, erweitert aber den Anwendungsbereich erheblich.
Wenn der Bildschirm eines Smartphones normalerweise in den Ruhezustand wechselt, erscheint das AOD. Mit der neuen Funktion kann eine aktive App das System anweisen, stattdessen in den Min-Modus zu wechseln. So könnte beispielsweise eine Navigations-App ihre Wegbeschreibung weiterhin anzeigen, ohne das Display vollständig eingeschaltet zu lassen.
Wie funktioniert die Technologie?
Die Implementierung des Min-Modus ist tief im Systemkern von Android verankert, genauer gesagt im „SystemUI“-Paket. Diese Komponente ist für alle Elemente der Benutzeroberfläche verantwortlich, die nicht zu einer spezifischen App gehören, wie die Statusleiste, das Benachrichtigungsfeld und eben auch das Always-On-Display.
Analysen des Codes zeigen, dass Apps eine spezielle Aktivität, eine sogenannte „MinModeActivity“, in ihrer Konfigurationsdatei deklarieren müssen, um die Funktion nutzen zu können. Wenn eine solche App im Vordergrund läuft und der Bildschirm sich ausschaltet, kann sie mit dem System kommunizieren und die Aktivierung des Min-Modus anfordern.
Schutz vor Einbrennen des Displays
Eine bekannte Sorge bei statischen Bildern auf OLED-Displays ist das Einbrennen. Um dies zu verhindern, hat Google einen Schutzmechanismus integriert. Im Min-Modus verschiebt das System alle angezeigten Pixel alle 60 Sekunden um eine Position. Diese minimale, für das menschliche Auge kaum wahrnehmbare Bewegung stellt sicher, dass keine Pixel über einen längeren Zeitraum dieselbe Farbe anzeigen, was die Lebensdauer des Bildschirms verlängert.
Im Wesentlichen schafft Google damit eine standardisierte Schnittstelle (API), die es Entwicklern ermöglicht, persistente Live-Aktivitäten für den Ruhezustand zu erstellen. Dies eröffnet zahlreiche Möglichkeiten für reichhaltigere, auf einen Blick erfassbare Erlebnisse, die den Akkuverbrauch minimieren.
Google Maps als Vorreiter für den Min-Modus
Eines der überzeugendsten Anwendungsbeispiele für den Min-Modus ist die Navigation. Eine laufende Navigation bei eingeschaltetem Display gehört zu den größten Akkuverbrauchern auf einem Smartphone. Es gibt starke Hinweise darauf, dass Google Maps eine der ersten Anwendungen sein wird, die von der neuen Technologie profitiert.
Kürzlich wurden in Google Maps Spuren eines neuen, extrem minimalistischen Energiesparmodus entdeckt. Dieser Modus reduziert die Benutzeroberfläche auf das absolute Minimum und stellt die Karte in Schwarz-Weiß dar. Auf den ersten Blick schien dies eine eigenständige Funktion zu sein, doch mehrere Details deuten auf eine direkte Verbindung zum Min-Modus von Android hin.
Der technische Name der Aktivität für diesen Sparmodus lautet „com.google.android.apps.gmm.features.minmode.MinModeActivity“. Die direkte Nennung von „minmode“ ist ein klares Indiz.
Weitere Anhaltspunkte untermauern diese Theorie:
- Systemprüfung: Der Code des neuen Maps-Modus prüft explizit, ob der AOD-Min-Modus auf Systemebene aktiviert ist.
- Kein Querformat: Nutzer erhalten einen Hinweis, dass der Sparmodus nicht im Querformat verwendet werden kann. Dies passt perfekt zur Funktionsweise des AOD, das in der Regel auf den Porträtmodus beschränkt ist.
- Aktivierung per Power-Taste: Eine Illustration zur Funktion deutet an, dass sie durch Drücken der Power-Taste aktiviert wird – ein logischer Schritt, um vom normalen Navigationsbildschirm in den AOD-basierten Min-Modus zu wechseln.
Zusammengenommen deuten diese Fakten stark darauf hin, dass Google Maps den Min-Modus nutzen wird, um eine Abbiegehinweis-Navigation in einem extrem stromsparenden Format anzubieten. Dies wäre ein erheblicher Mehrwert für Nutzer bei langen Fahrten oder Wanderungen.
Ausblick und Verfügbarkeit
Der Min-Modus ist derzeit auf Systemebene noch deaktiviert und befindet sich in einer frühen Entwicklungsphase. Da es sich um eine Funktion handelt, die Entwicklern über eine neue API zur Verfügung gestellt werden soll, ist eine Veröffentlichung vor dem nächsten großen Android-Update unwahrscheinlich.
Neue Programmierschnittstellen werden traditionell mit den jährlichen Hauptversionen von Android eingeführt. Daher ist davon auszugehen, dass der Min-Modus offiziell mit Android 17 im Jahr 2025 eingeführt wird. Bis dahin werden wir wahrscheinlich auch die finale Umsetzung in Google Maps und möglicherweise Ankündigungen von anderen App-Entwicklern sehen.
Die Einführung des Min-Modus könnte die Funktionalität des Always-On-Displays grundlegend verändern und es von einer passiven Informationsanzeige zu einer interaktiven, anwendungsspezifischen Plattform im Ruhezustand machen. Dies würde Android-Geräten einen weiteren nützlichen Vorteil im täglichen Gebrauch verschaffen.





