Ein Praxistest der drei größten US-Mobilfunkanbieter Verizon, AT&T und T-Mobile unter realen Bedingungen zeigt erhebliche Leistungsunterschiede bei der 5G-Netzabdeckung. Während einer Großveranstaltung mit über 40.000 Menschen in Chicago wurde deutlich, dass Netzüberlastung trotz moderner 5G-Technologie weiterhin ein entscheidender Faktor für die mobile Internetgeschwindigkeit ist. Verizon zeigte in diesem Szenario die stabilste Leistung.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein Test in Chicago hat die 5G-Leistung von Verizon, AT&T und T-Mobile bei einer Großveranstaltung verglichen.
- Verizon lieferte die höchsten Spitzengeschwindigkeiten und die durchweg stabilste Leistung.
- T-Mobile zeigte die stärksten Leistungseinbrüche in der Nähe der Menschenmenge, mit teilweisen Ausfällen.
- Netzüberlastung bleibt auch bei 5G ein Problem, das die hohen Geschwindigkeitsversprechen in der Praxis einschränkt.
- Die Leistung aller Netze verbesserte sich signifikant, sobald der Abstand zur Menschenmenge vergrößert wurde.
Der Aufbau des 5G-Netztests
Um die Leistungsfähigkeit moderner 5G-Netze unter realen Stressbedingungen zu untersuchen, wurde ein Test in der Umgebung des Wrigley Field Stadions in Chicago während eines wichtigen Baseballspiels durchgeführt. Mit rund 41.000 Zuschauern bot das Ereignis ein ideales Szenario, um die Auswirkungen von Netzüberlastung zu messen.
Für den Test wurden drei identische Smartphones verwendet, eines für jeden der drei großen US-Netzbetreiber: Verizon, AT&T und T-Mobile. An verschiedenen Standorten rund um das Stadion wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten während des Spiels Geschwindigkeitsmessungen und Test-Downloads durchgeführt.
Methodik und Messpunkte
Der Test umfasste mehrere Phasen. Zunächst wurden Basiswerte in einiger Entfernung zum Stadion ermittelt, um die normale Netzleistung ohne den Einfluss der Menschenmenge zu erfassen. Anschließend wurden Messungen direkt am Stadion an verschiedenen Toren und Eingängen vorgenommen. Um die Ergebnisse zu überprüfen, wurde der Abstand zum Stadion erneut vergrößert und abschließend eine letzte Messreihe im direkten Umfeld der abströmenden Fans durchgeführt.
Neben den reinen Download- und Upload-Geschwindigkeiten (gemessen in Megabit pro Sekunde, Mbps) wurde auch die Zeit für den Download einer 2-Gigabyte-großen Videodatei gestoppt, um die praktische Leistungsfähigkeit zu bewerten.
Das 5G-Versprechen auf dem Prüfstand
Seit der Einführung von 5G werben Netzbetreiber mit zwei zentralen Vorteilen: extrem hohe Geschwindigkeiten und eine deutlich höhere Netzkapazität. Die höhere Kapazität soll es ermöglichen, dass auch an Orten mit sehr vielen Menschen, wie Konzerten oder Sportveranstaltungen, eine stabile und schnelle Internetverbindung für alle Nutzer gewährleistet ist. Dieser Praxistest sollte überprüfen, inwieweit dieses Versprechen bereits eingelöst wird.
Die Ergebnisse im Detail: Ein Netz dominiert
Die gesammelten Daten zeigen ein klares Bild: Die Leistung der Netzwerke schwankte stark in Abhängigkeit von der Entfernung zur Menschenmenge. Während alle Anbieter in weniger überlasteten Bereichen gute bis sehr gute Geschwindigkeiten lieferten, zeigten sich direkt am Stadion deutliche Unterschiede.
Verizon als klarer Sieger
Verizon ging aus diesem Test als der beständigste Anbieter hervor. Das Netz erreichte nicht nur die höchste gemessene Download-Geschwindigkeit von beeindruckenden 2.666 Mbps an einem der Messpunkte, sondern fiel auch nie in den einstelligen Mbps-Bereich ab. In der Mehrzahl der Messungen lieferte Verizon Geschwindigkeiten im dreistelligen Bereich und war damit am wenigsten von der Netzüberlastung betroffen.
Leistungsvergleich in Zahlen
- Verizon: Höchste Geschwindigkeit von 2.666 Mbps. Fiel nie unter 10 Mbps.
- AT&T: Zweithöchste Geschwindigkeit mit 1.299 Mbps. Scheiterte jedoch bei einem Download-Test vollständig.
- T-Mobile: Höchstgeschwindigkeit von 835 Mbps in der Ferne, fiel aber in Stadionnähe auf ein- oder zweistellige Werte ab.
AT&T mit solider, aber unzuverlässiger Leistung
AT&T belegte in vielen Messungen den zweiten Platz und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 1.299 Mbps. Allerdings zeigte sich auch hier eine Schwäche unter Druck. Bei einem der entscheidenden Download-Tests einer 2-GB-Datei in der Nähe des Stadions brach die Übertragung nach 12 Minuten bei nur 75 % Fortschritt ab. Dies deutet darauf hin, dass die Verbindung zwar schnell sein kann, aber unter starker Last instabil wird.
T-Mobile am stärksten von Überlastung betroffen
Das Netz von T-Mobile schien am empfindlichsten auf die Menschenmenge zu reagieren. Während in einer Entfernung von einigen Kilometern noch gute Geschwindigkeiten von bis zu 835 Mbps gemessen wurden, brach die Leistung in unmittelbarer Nähe des Stadions dramatisch ein. Die Werte fielen hier oft in den ein- oder zweistelligen Mbps-Bereich. An einem Messpunkt war es sogar unmöglich, einen Geschwindigkeitstest durchzuführen, da keine Verbindung zum Server hergestellt werden konnte.
Analyse der Download-Geschwindigkeiten
Ein besonders aufschlussreicher Teil des Tests war der direkte Vergleich beim Herunterladen einer 2-GB-Datei. Dieser Test wurde zweimal durchgeführt: einmal am linken Stadiontor und einmal am belebten „Gallagher Way“ außerhalb des Stadions.
Erster Download-Test (am linken Tor)
Hier zeigten sich bereits deutliche Unterschiede in der praktischen Anwendbarkeit der Netze:
- Verizon: 2 Minuten, 12 Sekunden
- AT&T: 4 Minuten, 23 Sekunden
- T-Mobile: 11 Minuten, 4 Sekunden
Zweiter Download-Test (Gallagher Way)
Am noch stärker frequentierten Gallagher Way spitzte sich die Situation zu. Während die Fans das Spiel auf einer großen Leinwand verfolgten, wurden die Netze weiter belastet.
- Verizon: 2 Minuten, 57 Sekunden
- T-Mobile: 10 Minuten, 2 Sekunden
- AT&T: Download nach 12 Minuten abgebrochen (bei 75 %)
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass hohe theoretische Geschwindigkeiten nicht immer eine schnelle und zuverlässige Nutzung in der Praxis garantieren, insbesondere wenn das Netzwerk stark ausgelastet ist.
Fazit: Netzüberlastung bleibt eine Herausforderung
Der Praxistest in Chicago liefert eine wichtige Erkenntnis: Obwohl 5G eine enorme technologische Weiterentwicklung darstellt, ist das Problem der Netzüberlastung bei Großveranstaltungen noch nicht vollständig gelöst. Die Leistung eines Mobilfunknetzes kann von einem Moment auf den anderen drastisch abfallen, wenn sich Tausende von Menschen am selben Ort befinden und ihre Geräte gleichzeitig nutzen.
Wichtiger Hinweis zur Aussagekraft
Es ist zu betonen, dass es sich hierbei um eine Momentaufnahme an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit handelt. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ für die allgemeine Netzleistung der Anbieter in anderen Regionen oder unter anderen Bedingungen. Sie zeigen jedoch eine klare Tendenz, wie sich die Netze unter extremem Stress verhalten.
Für Verbraucher bedeutet dies, dass die beworbene Höchstgeschwindigkeit eines Tarifs im Alltag und insbesondere bei Großveranstaltungen oft nicht erreicht wird. Der Test zeigt, dass Verizon in diesem spezifischen Szenario die robusteste Infrastruktur bot. Die Ergebnisse von AT&T waren gemischt, während T-Mobile die größten Schwierigkeiten mit der Kapazität hatte.
Die Versprechen von 5G sind groß, doch die vollständige Umsetzung in Form einer flächendeckend stabilen und kapazitätsstarken Abdeckung bleibt eine fortlaufende Aufgabe für die Netzbetreiber.





