Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat angekündigt, nach einem zweiten Anbieter für eine Mondlandefähre zu suchen. Grund dafür sind Verzögerungen beim aktuellen Partner SpaceX. Dieser Schritt soll sicherstellen, dass die USA im neuen Wettlauf zum Mond, insbesondere gegenüber China, nicht ins Hintertreffen geraten und eine ambitionierte politische Frist einhalten können.
Der amtierende NASA-Administrator Sean Duffy erklärte, dass die Behörde den Wettbewerb für den Bau eines weiteren Mondlanders eröffnen werde. Damit reagiert die NASA auf die Sorge, dass das Starship-Programm von SpaceX nicht rechtzeitig fertig wird, um Astronauten wie geplant auf den Mond zu bringen.
Die wichtigsten Punkte
- Die NASA plant die Vergabe eines zweiten Vertrags für eine Mondlandefähre.
- Als Grund werden Verzögerungen im Starship-Programm von SpaceX genannt.
- Ein zentrales Ziel ist es, China im Wettlauf zum Mond zuvorzukommen und eine Landung vor Ende 2028 zu realisieren.
- Unternehmen wie Blue Origin und Lockheed Martin gelten als mögliche Konkurrenten für den neuen Auftrag.
Ein Plan B für die Rückkehr zum Mond
Die Entscheidung der NASA markiert eine bedeutende strategische Neuausrichtung im Artemis-Programm, das die Rückkehr von Menschen zum Mond zum Ziel hat. Bisher war SpaceX von Elon Musk der einzige private Partner, der mit der Entwicklung eines Landersystems beauftragt war, das Astronauten von der Mondumlaufbahn auf die Oberfläche bringen soll.
Sean Duffy, der die Behörde derzeit leitet, betonte die Dringlichkeit der Mission. „Wir werden nicht auf ein einziges Unternehmen warten“, sagte Duffy in öffentlichen Äußerungen. „Wir werden dies vorantreiben und das zweite Weltraumrennen gegen die Chinesen gewinnen.“
Diese Aussage unterstreicht den wachsenden geopolitischen Druck. China hat eigene ehrgeizige Pläne für eine bemannte Mondlandung, die bis 2030 realisiert werden sollen. Die NASA sieht sich daher gezwungen, ihre Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter zu verringern, um Risiken zu minimieren und den Zeitplan einzuhalten.
Die politische Dimension des Zeitplans
Ein weiterer entscheidender Faktor ist eine von der US-Regierung gesetzte Frist. Duffy machte deutlich, dass Präsident Trump eine Mondlandung noch vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit am 20. Januar 2029 wünscht. Dies setzt die NASA unter erheblichen Druck, da die Entwicklung und der Bau eines komplexen Mondlandegeräts in weniger als dreieinhalb Jahren eine gewaltige technische und finanzielle Herausforderung darstellt.
Ein ambitionierter Zeitplan
Die Entwicklung einer neuen Mondlandefähre bis Anfang 2029 würde einen der schnellsten Entwicklungszyklen in der Geschichte der bemannten Raumfahrt erfordern. Experten schätzen, dass ein solches Projekt zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe verursachen würde, die über das bereits budgetierte Artemis-Programm hinausgehen.
Die potenziellen Konkurrenten stehen bereit
Mit der Öffnung des Wettbewerbs rücken andere große Namen der Luft- und Raumfahrtindustrie in den Fokus. Die NASA hat bereits potenzielle Kandidaten im Blick, die über die notwendige Erfahrung und die Ressourcen für ein solches Großprojekt verfügen.
Blue Origin, das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos, wurde von Duffy explizit als möglicher Bieter genannt. Das Unternehmen arbeitet bereits an einem Mondlander für die NASA, allerdings für die spätere Artemis-V-Mission, die erst in den 2030er Jahren stattfinden soll. Der bestehende Vertrag hat ein Volumen von 3,4 Milliarden US-Dollar. Blue Origin könnte nun die Chance erhalten, seine Pläne für eine frühere Mission zu beschleunigen.
Hintergrund: Der erste Mondlander-Vertrag
Im Jahr 2021 vergab die NASA den ursprünglichen Auftrag zur Entwicklung des Human Landing System (HLS) exklusiv an SpaceX. Die Entscheidung, nur ein Unternehmen zu beauftragen, war damals umstritten. Konkurrenten wie Blue Origin legten Protest ein, blieben jedoch erfolglos. Die aktuellen Verzögerungen bei SpaceX geben diesen Unternehmen nun eine zweite Chance.
Auch der etablierte Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin wird als aussichtsreicher Kandidat gehandelt. Das Unternehmen verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der NASA, unter anderem beim Bau der Orion-Raumkapsel, die Astronauten zum Mond bringen soll. Ein von Lockheed Martin bereits 2019 vorgestelltes Konzept für einen Lander könnte als Grundlage für einen neuen Vorschlag dienen.
Reaktion von SpaceX und die Zukunft des Starship
Elon Musk, der Gründer und CEO von SpaceX, reagierte auf die Ankündigung der NASA mit gewohntem Selbstbewusstsein. In einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform X wies er die Kritik an den Verzögerungen zurück.
„SpaceX bewegt sich blitzschnell im Vergleich zum Rest der Raumfahrtindustrie. Außerdem wird Starship am Ende die gesamte Mondmission durchführen. Merkt euch meine Worte.“
Musks Aussage spiegelt den Glauben an die Leistungsfähigkeit seines Unternehmens und die revolutionäre Technologie des Starship wider. Das vollständig wiederverwendbare Raketensystem ist nicht nur als Mondlander konzipiert, sondern soll langfristig auch Reisen zum Mars ermöglichen. Trotz mehrerer erfolgreicher Testflüge befindet sich das Projekt jedoch hinter dem ursprünglichen Zeitplan.
Die Entscheidung der NASA, einen zweiten Anbieter ins Boot zu holen, ist daher weniger ein Misstrauensvotum gegen SpaceX als vielmehr eine pragmatische Risikomanagement-Strategie. Durch die Förderung von Wettbewerb und die Schaffung einer Alternative sichert sich die Behörde für den Fall weiterer Verzögerungen ab und erhöht die Wahrscheinlichkeit, ihre ambitionierten Ziele zu erreichen.





