Google hat neue Versionen seiner Nest-Überwachungskameras für den Innen- und Außenbereich vorgestellt. Die Geräte bieten nun eine 2K-Auflösung und erweiterte Funktionen durch die Integration der künstlichen Intelligenz Gemini. Während die Bildqualität einen deutlichen Sprung nach vorne macht, sind die intelligentesten Funktionen an ein neues, kostenpflichtiges Abonnementmodell gebunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Höhere Auflösung: Die neuen Nest Kameras nehmen Videos in 2K-Qualität (2560 x 1400 Pixel) auf, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem früheren 1080p-Standard darstellt.
- Gemini KI-Integration: Googles KI-Modell Gemini ermöglicht intelligentere Benachrichtigungen und eine durchsuchbare Video-Historie.
- Neues Abo-Modell: Die fortschrittlichsten KI-Funktionen sind nur im neuen "Google Home Premium"-Abonnement verfügbar, das Nest Aware ersetzt.
- Verbesserte Erkennung: Die Kameras erkennen Personen, Tiere, Fahrzeuge und Pakete genauer und schneller als ihre Vorgänger.
- Kein lokaler Speicher: Die Aufnahmen werden ausschließlich in der Cloud gespeichert, eine Option für lokale Speichermedien wie SD-Karten fehlt.
Ein lang erwartetes Hardware-Upgrade
Google hat seine Nest Cam Indoor und Nest Cam Outdoor überarbeitet und stattet sie nun mit leistungsfähigerer Hardware aus. Der auffälligste Fortschritt ist der Wechsel von Full HD zu einer 2K-Auflösung. Diese höhere Pixeldichte ermöglicht schärfere und detailreichere Bilder.
Zusammen mit der Auflösung wurde auch das Sichtfeld auf 152 Grad erweitert. Dies erlaubt es den Kameras, einen größeren Bereich abzudecken. Ein neuer 6-facher Digitalzoom nutzt die höhere Auflösung, um bei Benachrichtigungen automatisch auf erkannte Objekte oder Personen zu fokussieren, ohne dass die Bildqualität stark leidet.
Einfache Installation, aber kabelgebunden
Die Einrichtung der Kameras bleibt unkompliziert. Nutzer müssen lediglich einen QR-Code auf dem Gerät mit der Google Home App scannen und eine Verbindung zum WLAN-Netzwerk herstellen. Beide Modelle unterstützen sowohl 2,4-GHz- als auch 5-GHz-Bänder.
Ein wichtiger Punkt ist die Stromversorgung: Beide Kameras sind kabelgebunden. Das Innenmodell wird mit einem drei Meter langen USB-C-Kabel geliefert, während das Außenmodell über ein 5,5 Meter langes, wetterfestes Kabel verfügt. Dies gewährleistet eine konstante Stromversorgung, schränkt aber die Flexibilität bei der Platzierung ein.
Technische Verbesserungen im Überblick
- Auflösung: 2560 x 1400 Pixel (2K)
- Sichtfeld: 152 Grad (diagonal)
- Zoom: 6-facher Digitalzoom
- Konnektivität: 2,4 GHz / 5 GHz WLAN
- Speicher: Nur Cloud-Speicher
Gemini-KI: Das Gehirn hinter der Linse
Die eigentliche Neuerung der Kameras liegt in der Software. Durch die Integration von Googles KI-Modell Gemini sollen die Geräte deutlich intelligenter agieren als bisher. Die KI analysiert die Videoaufnahmen in der Cloud und ermöglicht Funktionen, die über eine einfache Bewegungserkennung hinausgehen.
Standardmäßig können die Kameras zwischen Personen, Tieren und Fahrzeugen unterscheiden. Auch die Erkennung von abgelegten Paketen ist eine Basisfunktion. Die Benachrichtigungen sind dadurch relevanter und Fehlalarme, etwa durch im Wind wehende Äste, werden reduziert.
"Die künstliche Intelligenz hat sich in den letzten Jahren bei Sicherheitskameras spürbar verbessert. Es geht nicht mehr nur darum, eine Bewegung zu melden, sondern zu verstehen, was diese Bewegung verursacht hat."
Intelligenz hat ihren Preis
Die vollen Fähigkeiten der Gemini-KI entfalten sich jedoch nur mit einem kostenpflichtigen Abonnement. Google hat das bisherige Nest Aware durch ein neues zweistufiges Modell namens Google Home Premium ersetzt. Ohne Abonnement erhalten Nutzer lediglich sechs Stunden Video-Ereignisverlauf in der Cloud.
Das neue Abonnementmodell "Google Home Premium"
Google bündelt seine Dienste neu. Die Premium-Pläne sind für die Nutzung der intelligenten Kamerafunktionen unerlässlich.
- Standard-Tarif (ca. 10 €/Monat): Bietet 30 Tage Video-Ereignisverlauf, Gesichtserkennung ("Bekannte Gesichter") und die Erkennung von Rauch- oder Kohlenmonoxid-Alarmen.
- Advanced-Tarif (ca. 20 €/Monat): Umfasst alle Standard-Funktionen sowie 60 Tage Video-Ereignisverlauf. Hauptvorteil sind die exklusiven Gemini-Funktionen wie beschreibende Benachrichtigungen ("Person geht die Treppe hinauf") und eine durchsuchbare Video-Historie per Spracheingabe ("Zeige mir, wer gestern die Tür geöffnet hat").
Die KI im Praxistest: Nützlich, aber nicht perfekt
Die erweiterten KI-Funktionen des Advanced-Tarifs zeigen das Potenzial der Technologie. Statt einer generischen Meldung wie "Person erkannt" kann die Kamera spezifischere Informationen liefern. Dies hilft Nutzern, die Relevanz eines Ereignisses schneller einzuschätzen.
Die Möglichkeit, das Videoarchiv mit einfachen Fragen zu durchsuchen, ist ebenfalls ein praktisches Werkzeug. Anstatt stundenlanges Material manuell zu sichten, kann man gezielt nach bestimmten Ereignissen fragen, etwa nach einer Paketzustellung an einem bestimmten Tag.
Allerdings befindet sich die Technologie noch in einer frühen Phase. Berichten zufolge macht die KI noch Fehler. So kann sie beispielsweise Familienmitglieder verwechseln oder hat Schwierigkeiten, Personen eindeutig zu identifizieren. Google selbst bezeichnet die Funktionen als "Early Access", was darauf hindeutet, dass sie sich noch in der Entwicklung befinden und durch Nutzerfeedback weiter trainiert werden.
Marktumfeld und Fazit
Mit der 2K-Auflösung schließt Google zu Konkurrenten wie Amazon (Ring), Eufy oder Wyze auf, die bereits Kameras mit ähnlicher oder höherer Auflösung anbieten. Auch Funktionen wie Gesichtserkennung sind in der Branche keine Seltenheit mehr.
Die Stärke von Google liegt in der tiefen Integration der Gemini-KI und dem Zusammenspiel innerhalb des Google-Home-Ökosystems. Wer bereits stark in dieses System investiert ist und bereit ist, für die erweiterten Funktionen zu zahlen, erhält mit den neuen Nest Cams ein leistungsfähiges und intelligentes Überwachungssystem.
Für preisbewusste Käufer oder Nutzer, die Wert auf lokalen Speicher legen, gibt es jedoch zahlreiche Alternativen auf dem Markt. Die Abhängigkeit von der Cloud und die hohen Abonnementkosten für die besten Funktionen sind die größten Nachteile der neuen Nest-Generation. Die Hardware ist ein klares Upgrade, doch die volle Intelligenz lassen sich die Nutzer teuer bezahlen.





