Ein Streamer, der unveröffentlichte Nintendo-Spiele illegal übertrug und das Unternehmen öffentlich verhöhnte, wurde von einem US-Gericht zur Zahlung von 17.500 US-Dollar verurteilt. Der Fall unterstreicht Nintendos rigorose Haltung gegen Urheberrechtsverletzungen im Vorfeld der Einführung neuer Konsolenhardware.
Wichtige Punkte
- Jesse Keighin wurde zur Zahlung von 17.500 Dollar an Nintendo verurteilt, weil er raubkopierte Spiele gestreamt hat.
- Das Gericht erließ eine dauerhafte Verfügung, die Keighin künftige Urheberrechtsverletzungen untersagt.
- Keighin reagierte auf die Klage mit provokanten Social-Media-Posts und leistete vor Gericht keine Gegenwehr.
- Das Urteil ist Teil von Nintendos umfassenderer Strategie zur Bekämpfung von Piraterie und Emulation.
Gerichtsurteil setzt klares Zeichen
Ein US-Bezirksgericht hat dem Rechtsstreit zwischen Nintendo und dem Streamer Jesse Keighin ein Ende gesetzt. Keighin wurde zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 17.500 US-Dollar verurteilt. Der Grund für die Klage war das wiederholte Streamen von illegal erworbenen Kopien von Nintendo-Spielen, darunter der mit Spannung erwartete Titel „Mario & Luigi: Brothership“, noch vor dessen offizieller Veröffentlichung.
Der zuständige Richter, Gordon P. Gallagher, erließ zudem eine dauerhafte einstweilige Verfügung gegen Keighin. Diese verbietet ihm ausdrücklich, weiterhin urheberrechtlich geschützte Werke von Nintendo zu verbreiten oder Technologien zu nutzen, die die Schutzmaßnahmen des Unternehmens umgehen. Dazu gehören Emulatoren für die Switch-Konsole sowie kryptografische Schlüssel.
Was ist eine einstweilige Verfügung?
Eine einstweilige Verfügung ist eine gerichtliche Anordnung, die eine Person oder ein Unternehmen dazu verpflichtet, eine bestimmte Handlung zu unterlassen. Im Fall von Keighin bedeutet dies, dass ihm bei Zuwiderhandlung, wie dem erneuten Streamen von Nintendo-Spielen, weitaus härtere Strafen drohen könnten.
Interessanterweise wurde nicht allen Forderungen Nintendos stattgegeben. Der Antrag des Unternehmens, sämtliche Hardware und Software, die Keighin für die Piraterie verwendet hatte, zu beschlagnahmen und zu zerstören, wurde vom Richter abgelehnt. Die Begründung lautete, die Forderung sei zu „unklar“ und „unangemessen“, da Nintendo keine konkreten Beweise dafür vorgelegt habe, wie genau Keighin an die Spieledateien gelangt war.
Provokation statt Verteidigung
Der Fall erregte besonderes Aufsehen durch das Verhalten des Angeklagten. Anstatt sich juristisch zu verteidigen, entschied sich Keighin für eine Strategie der öffentlichen Konfrontation. Als Nintendo erstmals Urheberrechtsverstöße auf seinem Kanal meldete, reagierte er mit spöttischen Kommentaren und teilte Anleitungen zur Piraterie von Spielen.
Seine Haltung änderte sich auch nach Einreichung der Klage nicht. In Gerichtsdokumenten wird eine seiner Social-Media-Nachrichten zitiert, die er nach der ersten Kontaktaufnahme durch Nintendos Anwälte veröffentlichte:
„LIEBE EUCH ALLE! KAPITALISMUS IST KREBS! MEIN KANAL WIRD GELÖSCHT, WEIL ICH GAMEPLAY-VIDEOS GETEILT HABE! DAS IST EURE BELOHNUNG!“
Die Provokationen gingen weiter. Nintendo legte dem Gericht Beweise vor, dass Keighin nach Erhalt der Klageschrift per E-Mail eine Anwältin des Unternehmens auf Facebook bedroht haben soll. Er schien sich seiner Sache sicher zu sein und kommentierte seine Weigerung, die offiziellen Dokumente entgegenzunehmen, mit den Worten: „Hättet mehr über mich recherchieren sollen. Ihr führt vielleicht ein Unternehmen. Ich beherrsche die Straße.“
Diese Haltung erwies sich jedoch als kostspieliger Fehler. Da Keighin keine rechtliche Verteidigung vorbrachte, entschied das Gericht zugunsten von Nintendo.
Nintendos Kampf gegen Piraterie
Das Urteil gegen Keighin ist kein Einzelfall, sondern Teil einer konsequenten Strategie von Nintendo, seine geistigen Eigentumsrechte zu schützen. Das Unternehmen ist bekannt für sein hartes Vorgehen gegen jede Form von Piraterie und unautorisierter Nutzung seiner Produkte.
Nintendo hat in der Vergangenheit bereits erfolgreich rechtliche Schritte gegen die Entwickler des beliebten Switch-Emulators Yuzu eingeleitet. Emulatoren sind Programme, die es ermöglichen, Konsolenspiele auf anderen Plattformen wie einem PC zu spielen.
Diese aggressive Taktik wird von Branchenbeobachtern insbesondere im Kontext der Einführung neuer Hardware gesehen. Mit der bevorstehenden Veröffentlichung der Switch 2 versucht Nintendo, die unkontrollierte Verbreitung von Raubkopien von Anfang an zu unterbinden. Ein effektiver Kopierschutz ist für den wirtschaftlichen Erfolg einer neuen Konsole entscheidend.
- Schutz neuer Veröffentlichungen: Illegale Streams vor dem offiziellen Start können Verkaufszahlen erheblich beeinträchtigen.
- Abschreckende Wirkung: Harte Strafen sollen potenzielle Nachahmer davon abhalten, ähnliche Urheberrechtsverletzungen zu begehen.
- Sicherung des Ökosystems: Ein geschlossenes System aus Hard- und Software ist ein zentraler Bestandteil von Nintendos Geschäftsmodell.
Der Fall Keighin sendet eine klare Botschaft an die Gaming-Community: Nintendo toleriert keine Piraterie und ist bereit, auch gegen Einzelpersonen mit erheblichen finanziellen und rechtlichen Mitteln vorzugehen. Ob diese Strategie langfristig ausreicht, um die neue Konsolengeneration vor Piraterie zu schützen, wird sich zeigen müssen.





