Die PC-Version von Helldivers 2 benötigt mit rund 150 Gigabyte fast dreimal so viel Speicherplatz wie die Konsolenversion. Arrowhead Game Studios hat nun in einem detaillierten Blogbeitrag erklärt, warum diese enorme Dateigröße notwendig ist und weshalb Spieler in naher Zukunft keine signifikante Reduzierung erwarten sollten. Der Grund liegt in einer bewussten technischen Entscheidung, um auch Spieler mit älteren Festplatten zu unterstützen.
Wichtige Erkenntnisse
- Speicherplatz vs. Ladezeit: Die PC-Version nutzt Datenverdopplung, um die Ladezeiten für Spieler mit herkömmlichen HDD-Festplatten drastisch zu verkürzen.
- Problem der Kompatibilität: Arrowhead möchte Spieler mit älterer Hardware nicht ausschließen, obwohl die genaue Anzahl der HDD-Nutzer unbekannt ist. Schätzungen gehen von etwa 12 % aus.
- Keine schnelle Lösung: Der stellvertretende technische Direktor Brendan Armstrong erklärte, dass es keine einfachen Lösungen gibt, ohne die Ladezeiten für einen Teil der Spielerschaft unzumutbar zu verlängern.
- Zukünftige Pläne: Das Studio prüft mittel- und langfristige Lösungen wie die Bündelung von Assets und optionale Textur-Downloads, diese erfordern jedoch erhebliche Entwicklungszeit.
Der technische Grund für die enorme Dateigröße
Spieler von Helldivers 2 auf dem PC sind seit der Veröffentlichung mit einer Installationsgröße von rund 150 GB konfrontiert. Im Vergleich zur Konsolenversion, die deutlich weniger Speicherplatz beansprucht, wirft dieser Unterschied Fragen auf. Brendan Armstrong, der stellvertretende technische Direktor bei Arrowhead, hat nun die Hintergründe dieser Entscheidung erläutert.
Die Hauptursache ist eine Technik namens Daten-Duplizierung. Diese Methode wurde speziell implementiert, um die Leistung des Spiels auf älteren mechanischen Festplatten (HDDs) zu optimieren. Bei HDDs muss ein physischer Lesearm die Daten auf einer rotierenden Scheibe finden. Indem häufig benötigte Spieldaten an mehreren Stellen auf der Festplatte gespeichert werden, kann der Lesearm sie schneller finden und laden. Dies reduziert die Wartezeiten beim Start einer Mission erheblich.
Unterschied zwischen HDD und SSD
Moderne Solid-State-Drives (SSDs) funktionieren anders als HDDs. Sie haben keine beweglichen Teile und können auf Daten an jeder beliebigen Stelle nahezu sofort zugreifen. Aus diesem Grund ist die Daten-Duplizierung bei SSDs überflüssig und führt lediglich zu einem höheren Speicherbedarf. Da Konsolen wie die PlayStation 5 standardmäßig mit SSDs ausgestattet sind, kann die Dateigröße dort kleiner gehalten werden.
Die Herausforderung der unbekannten Hardware-Basis
Obwohl SSDs heute weit verbreitet sind, gehören HDDs weiterhin zu den Mindestanforderungen für Helldivers 2 auf dem PC. Das stellt Arrowhead vor ein Dilemma: Das Studio weiß nicht genau, wie viele Spieler das Spiel tatsächlich noch auf einer mechanischen Festplatte installiert haben.
„Unsere besten Schätzungen gehen von etwa 12 Prozent aller PC-Spieler aus, aber die Daten sind sehr unzuverlässig und basieren auf vielen Hochrechnungen“, so Armstrong in seinem Blogbeitrag. Diese Unsicherheit macht Entscheidungen schwierig, da jede Änderung potenziell einen Teil der Community negativ beeinflussen könnte.
Ein entscheidender Faktor im Multiplayer-Modus von Helldivers 2 ist, dass die Ladezeit für eine Mission durch das langsamste Mitglied des Teams bestimmt wird. Selbst wenn nur ein Spieler im Vierer-Squad eine HDD verwendet, müssen alle anderen warten, bis dessen System die Daten geladen hat.
Würde Arrowhead die Daten-Duplizierung vollständig entfernen, um Speicherplatz zu sparen, hätte dies drastische Folgen für HDD-Nutzer. Laut Armstrong könnten sich die Ladezeiten für diese Spieler verzehnfachen, was das Studio als „inakzeptabel“ einstuft.
Geplante Lösungsansätze für die Zukunft
Trotz der komplexen Situation arbeitet das Entwicklerteam aktiv an verschiedenen Lösungen, um die Installationsgröße zu verringern, ohne die Performance für einen Teil der Spieler zu beeinträchtigen. Armstrong skizzierte einen mehrstufigen Plan.
Kurzfristige Maßnahmen
Im nächsten Update plant Arrowhead, nicht mehr verwendete Spieldateien zu entfernen. Armstrong dämpfte jedoch die Erwartungen: „Diese werden durch neue Inhalte ersetzt, sodass sich der benötigte Speicherplatz dadurch nicht verringern wird.“ Diese Maßnahme dient also primär der Bereinigung, nicht der Reduzierung der Gesamtgröße.
Mittel- und langfristige Strategien
Für die Zukunft werden intelligentere Ansätze geprüft. Eine mittelfristige Option ist die Bündelung von häufig genutzten Assets, um Duplikate gezielt zu entfernen. Dies würde die Installationsgröße reduzieren, aber laut Armstrong die Ladezeiten für HDD-Nutzer dennoch erhöhen – ein Kompromiss, den das Team sorgfältig abwägen muss.
Langfristig sind Verbesserungen an der Spiel-Engine geplant. Diese sollen verhindern, dass unnötige Daten in den Arbeitsspeicher (RAM) geladen werden, was die Effizienz steigern würde. Eine weitere, sehr aufwendige Lösung wäre die Einführung eines optionalen Downloads für hochauflösende Texturen. Spieler könnten dann selbst entscheiden, ob sie die bestmögliche Grafik auf Kosten von mehr Speicherplatz wünschen. Da die Engine von Arrowhead diese Funktion nicht nativ unterstützt, wäre die Implementierung ein „erhebliches Projekt“.
„Wir nehmen Ihre Bedenken sehr ernst, aber es gibt keine einfachen Lösungen. Bis wir in einer Welt leben, in der wir wissen, dass die meisten unserer PC-Spieler SSDs verwenden, ist es notwendig, etwas mehr Festplattenspeicher zu opfern, um sicherzustellen, dass wir alle in einer angemessenen Zeit in Missionen laden können.“
Ein Balanceakt für die Entwickler
Die Ausführungen von Armstrong zeigen deutlich den Spagat, den Entwickler heutzutage leisten müssen: die Unterstützung einer breiten Palette von PC-Konfigurationen, ohne die Erfahrung für Besitzer moderner Hardware zu schmälern. Viele neue Spiele setzen inzwischen eine SSD als Mindestanforderung voraus, um solche Kompromisse zu vermeiden. Arrowhead hat sich bewusst für einen inklusiveren Weg entschieden, der jedoch seinen Preis in Form von Gigabytes hat.
Der Blogbeitrag ist der erste Teil einer geplanten Serie, in der das Studio technische Herausforderungen transparent kommunizieren will. Noch in diesem Monat soll ein Update für Helldivers 2 erscheinen, das sich verschiedenen Performance-Problemen widmet, die seit der Veröffentlichung und dem stetigen Zuwachs an Inhalten aufgetreten sind.
Die offene Kommunikation des Studios bietet einen seltenen Einblick in die komplexen Abwägungen der modernen Spieleentwicklung und zeigt, dass die enorme Dateigröße von Helldivers 2 kein Versehen, sondern das Resultat einer durchdachten, wenn auch umstrittenen Strategie ist.





