In der traditionsreichen Modding-Community des Spieleklassikers Doom ist ein tiefgreifender Konflikt entbrannt. Die Auseinandersetzung dreht sich um den Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Code-Erstellung für die populäre GZDoom-Engine. Dies führte dazu, dass eine Gruppe von Entwicklern das Projekt verlassen und eine eigene Version namens UZDoom ins Leben gerufen hat, was die Zukunft unzähliger Modifikationen ungewiss macht.
Der Streit entzündete sich an der Entscheidung des leitenden GZDoom-Entwicklers, Christoph Oelckers, Code von ChatGPT zu verwenden. Doch wie sich zeigt, liegen die Ursachen tiefer und betreffen auch langjährige Unzufriedenheit über den Führungsstil innerhalb des Projekts.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein Streit über den Einsatz von KI-generiertem Code hat zur Spaltung des GZDoom-Entwicklerteams geführt.
- Mehrere Entwickler haben das Projekt verlassen und die alternative Engine UZDoom als „Fork“ gegründet.
- Neben der KI-Nutzung wird auch der autoritäre Führungsstil des Hauptentwicklers Christoph Oelckers kritisiert.
- Die Zukunft von Tausenden von Doom-Mods, die auf GZDoom basieren, ist durch die Spaltung ungewiss.
Ein Riss in einer kreativen Gemeinschaft
Die GZDoom-Engine ist das technische Fundament für eine riesige Anzahl an Modifikationen für den Ego-Shooter-Klassiker Doom. Seit ihrer ersten Veröffentlichung im Jahr 2005 hat sie sich zu einem Standard für ambitionierte Projekte entwickelt. Viele bekannte Mods, darunter komplexe Werke wie „Blade Of Agony“ oder experimentelle Horror-Erfahrungen wie „MyHouse.wad“, sind auf GZDoom angewiesen.
Nun steht die Zukunft dieser Engine auf dem Spiel. Eine Gruppe einflussreicher Entwickler hat dem Projekt den Rücken gekehrt. Sie haben eine Abspaltung, einen sogenannten „Fork“, mit dem Namen UZDoom gestartet. Ihr Ziel ist es, eine Alternative zu schaffen, die auf einer offeneren und kollaborativeren Entwicklungsstruktur basiert.
Was ist GZDoom?
GZDoom ist eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Doom-Quellcodes. Die Engine erweitert die technischen Möglichkeiten des Spiels aus dem Jahr 1993 erheblich und erlaubt Moddern, moderne Grafikeffekte, komplexe Spielmechaniken und völlig neue Inhalte zu erstellen. Sie ist eine der am weitesten verbreiteten „Source Ports“ in der Community.
Der Auslöser des Konflikts
Die unmittelbare Ursache für die Eskalation war die Entdeckung, dass der Hauptentwickler von GZDoom, Christoph Oelckers, auch bekannt als „Graf Zahl“, Code verwendete, der von der künstlichen Intelligenz ChatGPT generiert wurde. Dies wurde in einem Update auf der Entwicklerplattform GitHub öffentlich, wo der entsprechende Codeabschnitt dokumentiert war.
Die Verwendung von KI-generiertem Code ist in der Programmierwelt stark umstritten. Kritiker äußern Bedenken hinsichtlich der Code-Qualität, potenzieller Fehler und ethischer Fragen bezüglich des Urheberrechts der Trainingsdaten, die für solche KI-Modelle verwendet werden.
Oelckers verteidigte seine Entscheidung. Er argumentierte, dass viele Programmierer solche Werkzeuge für kleinere Aufgaben nutzen. In der darauffolgenden hitzigen Debatte forderte er unzufriedene Nutzer auf, einfach ihre eigene Version der Engine zu erstellen – eine Aufforderung, der die abtrünnigen Entwickler nun nachgekommen sind.
Mehr als nur ein Streit über KI
Obwohl der KI-Code der Funke war, der das Feuer entfachte, schwelt der Konflikt schon länger. Aus Beiträgen auf Plattformen wie Discord und Reddit geht hervor, dass viele Entwickler seit Jahren mit dem Führungsstil von Oelckers unzufrieden sind. Ihm wird ein „überwältigender“ und wenig kooperativer Stil vorgeworfen.
Ziele von UZDoom
Die Entwickler von UZDoom haben angekündigt, dass ihr Projekt nicht nur alle Funktionen von GZDoom replizieren soll. Ein zentrales Anliegen ist die Etablierung einer „stabileren Entwicklungsstruktur mit gesunder Zusammenarbeit und weniger Macht für einzelne Projektleiter“.
Die Spaltung ist also auch das Ergebnis eines langen aufgestauten Frusts über die interne Projektkultur. Die neue UZDoom-Engine soll ein Gegenmodell sein, bei dem Entscheidungen gemeinschaftlich getroffen werden und die Macht auf mehrere Schultern verteilt ist.
Auf Discord erklärte ein Moderator die Situation: „Aufgrund eines Konflikts zwischen GZDooms leitendem Entwickler/Maintainer Graf Zahl haben viele andere Entwickler beschlossen, GZDoom zu verlassen und an einem neuen Fork der Engine zu arbeiten, der jetzt als UZDoom bekannt ist.“
Die ungewisse Zukunft der Doom-Mods
Diese Entwicklung hat erhebliche Konsequenzen für die gesamte Doom-Modding-Szene. GZDoom ist so weit verbreitet, dass eine Spaltung des Entwicklerteams die Weiterentwicklung und Fehlerbehebung verlangsamen oder sogar gefährden könnte. Mod-Autoren stehen nun vor der Frage, welche Engine sie in Zukunft unterstützen sollen.
- Fragmentierung: Es könnten zwei inkompatible Entwicklungszweige entstehen, was die Arbeit für Modder erschwert.
- Wartung: Die Pflege und Weiterentwicklung der Engine, die von Tausenden Projekten genutzt wird, ist nun auf zwei kleinere Teams verteilt.
- Unsicherheit: Mod-Entwickler müssen abwägen, welche Engine langfristig die stabilere und verlässlichere Basis für ihre Arbeit darstellt.
Die Situation ist für viele, die die Szene nur am Rande verfolgen, schwer zu überblicken. Doch für die engagierten Entwickler und Spieler, die Doom seit Jahrzehnten am Leben erhalten, ist es ein einschneidendes Ereignis. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich eine der beiden Engines durchsetzen kann oder ob die Community dauerhaft gespalten bleibt.





