Vince Zampella, der aktuelle Leiter der Battlefield-Reihe, hat in einem Interview brisante Details zur Entstehungsgeschichte von Call of Duty enthüllt. Seiner Aussage nach verdankt die erfolgreiche Shooter-Serie ihre Existenz einem tiefgreifenden Konflikt zwischen den damaligen Entwicklern und dem Publisher Electronic Arts (EA).
Die Äußerungen werfen ein neues Licht auf die Rivalität zweier der größten Gaming-Franchises und beleuchten die turbulenten Anfänge des Studios Infinity Ward, das Zampella mitbegründete.
Kernaussagen
- Vince Zampella behauptet, Call of Duty sei nur entstanden, „weil EA sich wie Arschlöcher verhielt“ („because EA were dicks“).
- Der Ursprung des Konflikts liegt in der Entwicklung des Spiels „Medal of Honor: Allied Assault“.
- Nach dem Erfolg gründete Zampellas Team das Studio Infinity Ward und entwickelte für Activision einen „MOH Killer“.
- Die Geschichte zeigt die komplexe und oft persönliche Rivalität in der Spielebranche.
Ein brisantes Zitat und seine Hintergründe
In einem Interview mit dem Magazin GQ äußerte sich Vince Zampella ungewöhnlich direkt über die Gründung von Call of Duty. Seine Worte waren unmissverständlich und ließen tief blicken.
„Der einzige Grund, warum Call of Duty existiert, ist, weil EA sich wie Arschlöcher verhielt.“
Diese Aussage bezieht sich auf Ereignisse, die mehr als zwei Jahrzehnte zurückliegen. Damals war Zampella eine Schlüsselfigur beim Entwicklerstudio 2015 Inc., das für Electronic Arts an einem wegweisenden Titel arbeitete.
Von Medal of Honor zu Infinity Ward
Das betreffende Spiel war Medal of Honor: Allied Assault, ein Titel, der das Genre der Militär-Shooter maßgeblich prägte. Nach der erfolgreichen Veröffentlichung kam es laut Zampella zu erheblichen Differenzen mit dem Publisher EA.
In der Folge verließ ein Großteil des Kernteams, darunter Zampella, das Studio 2015 Inc. und gründete eine neue Firma: Infinity Ward. Dieser Schritt markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Videospiele. EA entschied sich daraufhin, die Entwicklung zukünftiger Medal of Honor-Titel intern fortzusetzen.
Kontext: Die Shooter-Landschaft um 2002
Anfang der 2000er-Jahre dominierte die Medal of Honor-Reihe das Genre der Zweiter-Weltkrieg-Shooter. Allied Assault setzte neue Maßstäbe in Bezug auf Inszenierung und Gameplay. Die Abspaltung des Entwicklerteams war daher ein bedeutender Verlust für EA und eine große Chance für konkurrierende Publisher.
Die Geburt eines „MOH Killers“
Nach der Trennung von EA suchte das neu gegründete Studio Infinity Ward nach einem Partner für ein neues Projekt. Diesen Partner fanden sie in Activision, einem der größten Konkurrenten von Electronic Arts.
Das Ziel war klar definiert: Man wollte ein Spiel entwickeln, das den bisherigen Genre-König vom Thron stoßen sollte. Intern trug das Projekt den bezeichnenden Codenamen „MOH Killer“, also „Medal of Honor-Killer“.
Aus diesem Vorhaben entstand schließlich das erste Call of Duty, das 2003 veröffentlicht wurde und den Grundstein für eine der erfolgreichsten Unterhaltungsmarken aller Zeiten legte.
Fakten zur Entstehung
- Studio-Gründung: Infinity Ward wurde 2002 von 22 ehemaligen Mitarbeitern von 2015 Inc. gegründet.
- Erstes Spiel: Call of Duty erschien im Oktober 2003 exklusiv für den PC.
- Publisher: Activision sicherte sich die Rechte an der neuen Marke und unterstützte die Entwicklung.
Bestätigung aus der Vergangenheit
Zampellas jüngste Aussagen sind zwar die bisher deutlichsten, aber nicht die ersten Hinweise auf die schwierigen Umstände der Trennung. Bereits 2013 äußerte sich Justin Thomas, ein ehemaliger Grafiker bei Infinity Ward, der ebenfalls an Medal of Honor: Allied Assault mitgearbeitet hatte, in einem Interview mit dem Branchenmagazin MCV.
Thomas beschrieb eine Situation, in der ein großer Publisher – den er aus rechtlichen Gründen nicht namentlich nannte – Meilensteinzahlungen zurückhielt, obwohl die Arbeit abgeliefert worden war. Dies brachte das junge Unternehmen in eine existenzbedrohende finanzielle Notlage.
„Wir waren in einer Situation mit unbezahlten Meilensteinen, die geliefert wurden, und keinen Finanzen, um weiterzuarbeiten. Das Unternehmen stand kurz vor der Auflösung.“
Laut Thomas war es ein letzter verzweifelter Versuch des damaligen Präsidenten Grant Collier, der andere Publisher kontaktierte und darauf hinwies, dass das Kernteam von Medal of Honor verfügbar sei. Activision reagierte daraufhin sofort mit einem Angebot.
Ironie der Geschichte: Zampellas Weg
Die Karriere von Vince Zampella ist von bemerkenswerten Wendungen geprägt. Nachdem er mit Infinity Ward und Call of Duty einen riesigen Erfolg bei Activision gefeiert hatte, kam es 2010 zu einem ebenso dramatischen Bruch mit diesem Publisher.
Der Streit mit Activision
Zampella und sein Partner Jason West wurden von Activision wegen Vertragsbruchs und Illoyalität entlassen. Es folgte ein öffentlichkeitswirksamer Rechtsstreit, der schließlich außergerichtlich beigelegt wurde. Viele Mitarbeiter von Infinity Ward verließen daraufhin das Studio und folgten Zampella und West zu ihrem neuen Unternehmen, Respawn Entertainment.
Mit Respawn entwickelte Zampella unter anderem die erfolgreiche Titanfall-Reihe und das Battle-Royale-Spiel Apex Legends. Ironischerweise wurde Respawn Entertainment später von Electronic Arts – dem Unternehmen, mit dem der ursprüngliche Konflikt begann – aufgekauft.
Zurück zum Rivalen
Heute findet sich Zampella in einer Position wieder, die den Kreis schließt. Als Leiter der Battlefield-Reihe bei EA steht er nun in direkter Konkurrenz zu der Marke, die er selbst mitbegründet hat: Call of Duty. Diese Konstellation unterstreicht die verflochtenen und oft von persönlichen Rivalitäten geprägten Beziehungen in der Videospielindustrie.
Währenddessen hat sich Battlefield 6 unter seiner Führung zu einem ernsthaften Herausforderer für Call of Duty entwickelt und verzeichnete bei seiner Veröffentlichung große Erfolge auf Plattformen wie Steam.





