Das Entwicklerstudio Embark Studios hat offenbart, warum die Entwicklung des mit Spannung erwarteten Shooters Arc Raiders so lange gedauert hat und eine komplette Neuausrichtung erfuhr. In einem Interview gab CEO Patrick Söderlund zu, dass die ursprüngliche Version des Spiels nach jahrelanger Arbeit intern als „nicht unterhaltsam“ eingestuft wurde, was zu einer radikalen Kursänderung führte.
Wichtige Erkenntnisse
- Die ursprüngliche PvE-Version von Arc Raiders erfüllte nicht die internen Qualitätsansprüche an den Spielspaß.
- Das Team entschied sich für eine dreijährige Verzögerung, um das Spielkonzept grundlegend zu überarbeiten.
- Arc Raiders wurde von einem reinen PvE-Spiel zu einem PvPvE-Extraction-Shooter umgestaltet.
- Trotz anfänglicher Kritik von Fans erhält die neue Ausrichtung nach ersten Tests positives Feedback.
Ein Trailer, der hohe Erwartungen weckte
Vor fast vier Jahren wurde Arc Raiders bei den The Game Awards mit einem eindrucksvollen Trailer angekündigt. Die gezeigten Szenen begeisterten nicht nur das Publikum, sondern auch die Entwickler selbst. „Dieses Spiel würde ich spielen wollen“, erinnert sich Patrick Söderlund, CEO von Embark, in einem Interview mit dem Magazin Edge an seine damaligen Gedanken.
Die Realität der Entwicklung sah jedoch anders aus. Das tatsächliche Spielerlebnis konnte nicht mit der Vision des Trailers mithalten. Interne Tests und das Feedback neuer Teammitglieder bestätigten, dass dem Spiel etwas Entscheidendes fehlte.
Hintergrund: Embark Studios
Embark Studios wurde von ehemaligen Führungskräften und Entwicklern von DICE gegründet, dem Studio hinter der erfolgreichen Battlefield-Reihe. Viele der Gründungsmitglieder verließen ihre früheren Positionen bei EA mit dem erklärten Ziel, sich von reinen PvP-Spielen abzuwenden und neue Wege zu gehen.
Die ehrliche Diagnose: Kein Spielspaß
Als Aleksandr Grondal als Executive Producer zum Team stieß, sollte er dem Projekt in den letzten sechs Monaten vor der geplanten Veröffentlichung den letzten Schliff geben. Stattdessen fand er ein Spiel vor, das nur sporadisch funktionierte. „Es gab Momente, die Spaß machten, aber es fügte sich nicht konstant zusammen“, so Grondals Einschätzung.
Söderlund bestätigte diesen Eindruck und präzisierte, dass diese unterhaltsamen Momente nur etwa in einem von 50 Kämpfen auftraten. Für ein kommerziell tragfähiges Produkt war diese Quote bei Weitem nicht ausreichend. Nach drei Jahren Entwicklungszeit kam das Team zu einer schmerzhaften, aber notwendigen Erkenntnis.
„Wir liebten jeden Aspekt dessen, was wir zu entwerfen versuchten. Aber wir kamen nach ziemlich langer Zeit zu dem Schluss: ‚Leute, dieses Spiel macht keinen Spaß‘.“
Die strategische Neuausrichtung
Diese Einsicht führte zu einer der schwierigsten Entscheidungen in der Entwicklung: Das gesamte Konzept wurde verworfen. Statt des reinen PvE-Ansatzes (Spieler gegen Umgebung) entschied sich Embark für ein PvPvE-Modell (Spieler gegen Spieler gegen Umgebung), das dem Genre der Extraction-Shooter zuzuordnen ist.
Von PvE zu PvPvE
Die Umstellung stieß bei den Fans, die sich auf das ursprünglich angekündigte Koop-Erlebnis gefreut hatten, zunächst auf heftige Kritik. Söderlund äußerte Verständnis für die Enttäuschung der Community, betonte jedoch, dass die Entscheidung nachvollziehbar wäre, wenn die Spieler die frühere Version hätten sehen können.
Ironischerweise kehrte das Team damit zu einem Genre zurück, von dem sich viele Gründer eigentlich distanzieren wollten. Sie waren, wie es heißt, „müde von PvP“. Dennoch nutzten sie ihre umfassende Erfahrung im Bereich kompetitiver Multiplayer-Spiele, um dem Genre eine eigene Note zu verleihen – inspiriert von Klassikern wie Shadow of the Colossus, was sich in den riesigen Robotern widerspiegelt, die die Spielwelt durchstreifen.
Sechs Jahre in Entwicklung
Durch die dreijährige Neuausrichtung beläuft sich die gesamte Entwicklungszeit von Arc Raiders mittlerweile auf rund sechs Jahre. Dieser lange Zyklus unterstreicht den hohen Anspruch des Studios, ein qualitativ hochwertiges und unterhaltsames Produkt zu liefern.
Positives Feedback und hohe Erwartungen
Die Entscheidung, den Kurs zu ändern, scheint sich auszuzahlen. Ein technischer Test im April dieses Jahres brachte laut den Entwicklern hervorragendes Feedback von den teilnehmenden Spielern. Die neue Ausrichtung als Extraction-Shooter wird von der Community nun positiv aufgenommen.
Der Erfolg spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Arc Raiders ist derzeit das am fünfthäufigsten gewünschte Spiel auf der Plattform Steam. Dies zeigt ein enormes Interesse und eine hohe Erwartungshaltung der Spieler an das, was Embark Studios nach der langen Entwicklungsphase präsentieren wird.
Die Geschichte von Arc Raiders ist ein seltenes Beispiel für die Transparenz eines Entwicklerstudios, das bereit war, ein fast fertiges Projekt zu stoppen und neu zu beginnen, weil das Kernversprechen – der Spielspaß – nicht erfüllt wurde. Ob sich diese mutige Entscheidung am Ende vollständig auszahlen wird, wird sich zum Release des Spiels zeigen.





