Rockstar Games, das Entwicklerstudio hinter der erfolgreichen „Grand Theft Auto“-Reihe, hat zwischen 30 und 40 Mitarbeiter entlassen. Während das Unternehmen von grobem Fehlverhalten spricht, erhebt eine britische Gewerkschaft schwere Vorwürfe und bezeichnet die Kündigungen als gezielten Versuch, gewerkschaftliche Organisation zu unterbinden.
Die Entlassungen erfolgten am Donnerstag und betreffen mehrere Standorte des Unternehmens im Vereinigten Königreich und in Kanada. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen in der oft als hochgradig fordernd beschriebenen Videospielindustrie und könnte die Debatte über Arbeitnehmerrechte in der Branche neu entfachen.
Das Wichtigste in Kürze
- Rockstar Games hat zwischen 30 und 40 Mitarbeiter an Standorten in Großbritannien und Kanada entlassen.
- Das Unternehmen begründet die Kündigungen offiziell mit „grobem Fehlverhalten“.
- Die britische Gewerkschaft IWGB behauptet, es handle sich um einen Versuch, die Gründung einer Gewerkschaft zu verhindern.
- Alle betroffenen Mitarbeiter waren laut Gewerkschaft Teil einer privaten Chatgruppe, die sich mit der Organisation von Arbeitnehmern befasste.
Zwei gegensätzliche Darstellungen
Die Ereignisse bei Rockstar Games werden von den beteiligten Parteien grundlegend unterschiedlich dargestellt. Auf der einen Seite steht die offizielle Erklärung des Managements. Die Muttergesellschaft von Rockstar, Take-Two Interactive Software Inc., begründete die Personalentscheidungen mit schwerwiegenden Verfehlungen der betroffenen Angestellten.
Auf der anderen Seite steht die Independent Workers’ Union of Great Britain (IWGB), eine britische Gewerkschaft. Ein Sprecher der IWGB erklärte, dass alle gekündigten Mitarbeiter Teil einer privaten Chatgruppe auf der Plattform Discord waren. In dieser Gruppe hätten sich die Angestellten über gewerkschaftliche Organisation ausgetauscht. Einige waren bereits Mitglieder der IWGB, andere zeigten Interesse daran, sich zu organisieren.
Aus Sicht der Gewerkschaft handelt es sich bei den Kündigungen um einen klaren Fall von „Union Busting“ – also dem gezielten Vorgehen eines Unternehmens, um die Bildung von Arbeitnehmervertretungen zu verhindern oder zu zerschlagen. Die zeitliche und personelle Überschneidung der Kündigungen mit den Organisationsbemühungen wird als zentrales Indiz für diese Einschätzung gewertet.
Ein Konflikt mit internationaler Reichweite
Die Entlassungen beschränken sich nicht auf einen einzelnen Standort. Berichten zufolge sind Mitarbeiter in mehreren Büros in Großbritannien sowie in Kanada betroffen. Diese geografische Verteilung deutet auf eine koordinierte Aktion des Managements hin und verleiht dem Konflikt eine internationale Dimension.
Für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet der Verlust ihres Arbeitsplatzes nicht nur eine persönliche und finanzielle Belastung. Er sendet auch ein Signal an die verbleibende Belegschaft. Gewerkschaftsvertreter befürchten, dass die Maßnahme darauf abzielt, andere Mitarbeiter von gewerkschaftlichen Aktivitäten abzuschrecken.
Zahlen im Überblick
- 30 bis 40: Die geschätzte Anzahl der entlassenen Mitarbeiter.
- 2 Länder: Die Kündigungen erfolgten in Großbritannien und Kanada.
- 1 Chatgruppe: Alle Betroffenen waren laut Gewerkschaft Mitglied einer privaten Discord-Gruppe zur gewerkschaftlichen Organisation.
Die Perspektive des Unternehmens
Rockstar Games und die Muttergesellschaft Take-Two Interactive haben sich bisher nur knapp zu den Vorfällen geäußert. Die offizielle Begründung des „groben Fehlverhaltens“ bleibt unspezifisch. Details zu den angeblichen Verfehlungen wurden nicht genannt, was in solchen Fällen oft mit dem Schutz der Privatsphäre der ehemaligen Mitarbeiter begründet wird.
Diese zurückhaltende Kommunikation lässt Raum für Spekulationen. Ohne konkrete Beweise für das Fehlverhalten bleibt der Vorwurf der Gewerkschaft im Raum stehen und belastet das öffentliche Bild des Unternehmens, das mit „Grand Theft Auto VI“ eines der am meisten erwarteten Spiele der kommenden Jahre entwickelt.
„Die Kündigungen erfolgten aufgrund von grobem Fehlverhalten“, lautet die offizielle Position des Unternehmens, die jedoch von der Gewerkschaft entschieden zurückgewiesen wird.
Arbeitsbedingungen in der Gaming-Branche im Fokus
Der Vorfall bei Rockstar Games ist kein Einzelfall. Die Videospielindustrie steht seit Jahren immer wieder wegen problematischer Arbeitsbedingungen in der Kritik. Insbesondere das Phänomen des „Crunch“ – exzessive und oft unbezahlte Überstundenphasen vor der Veröffentlichung eines Spiels – ist weit verbreitet.
Hintergrund: Gewerkschaften in der Spielebranche
Die Gründung von Gewerkschaften in der globalen Videospielindustrie ist ein relativ neues Phänomen. Lange Zeit galt die Branche als schwer zu organisieren, geprägt von Projektarbeit und einer hohen Mitarbeiterfluktuation. In den letzten Jahren haben sich jedoch vermehrt Initiativen gebildet, um für bessere Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung und mehr Arbeitsplatzsicherheit zu kämpfen. Dieser Trend stößt bei einigen großen Studios und Publishern auf Widerstand.
In diesem Kontext gewinnen Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen an Bedeutung. Sie versuchen, Standards für Arbeitszeiten, Gehälter und den Umgang mit Mitarbeitern durchzusetzen. Die Ereignisse bei Rockstar könnten als Testfall dafür gesehen werden, wie etablierte Unternehmen auf die wachsenden Organisationsbemühungen ihrer Angestellten reagieren.
Der Konflikt zwischen Rockstar Games und der IWGB wird wahrscheinlich weitergehen. Es ist möglich, dass rechtliche Schritte folgen werden, um die Rechtmäßigkeit der Kündigungen zu prüfen. Unabhängig vom Ausgang wird dieser Fall die Diskussion über die Zukunft der Arbeit in einer der kreativsten und zugleich anspruchsvollsten Branchen der Welt weiter prägen.





