Mehr als ein Jahrzehnt nach der Veröffentlichung von Alien: Isolation hat ein ehemaliger Autor des Entwicklerstudios Creative Assembly Einblicke in die Spieldauer gegeben. Dion Lay erklärte in einem Interview, dass die fortschrittliche künstliche Intelligenz des Xenomorphs das Spiel unbeabsichtigt länger machte als ursprünglich geplant.
Das 2014 veröffentlichte Horrorspiel wird von vielen für seine Atmosphäre und den unerbittlichen Gegner gelobt, aber auch für seine Länge kritisiert. Laut Lay war es die stetige Verbesserung der KI während der Entwicklung, die dazu führte, dass die Spieler für bestimmte Abschnitte deutlich mehr Zeit benötigten.
Wichtige Erkenntnisse
- Dion Lay, einer der Autoren von Alien: Isolation, hält das Spiel rückblickend für zu lang.
- Die hochentwickelte KI des Aliens war der Hauptgrund für die unerwartete Verlängerung der Spielzeit.
- Während der Entwicklung wurde die KI so effektiv, dass das Durchqueren von Spielabschnitten mehr Zeit in Anspruch nahm.
- Lay würde das Spiel heute kürzen, um das Erlebnis auf seinen Kern zu konzentrieren.
Ein unerwartetes Eingeständnis zur Spiellänge
Alien: Isolation ist bekannt für seine dichte Atmosphäre und den ständigen Druck, den der unbesiegbare Xenomorph auf den Spieler ausübt. Viele Spieler empfanden die Kampagne, die oft zwischen 20 und 35 Stunden dauert, jedoch als zu ausgedehnt für ein Horrorspiel. Diese Kritik wurde nun von einer unerwarteten Seite bestätigt.
Dion Lay, der an der Geschichte des Spiels mitwirkte, sprach kürzlich in einem Interview mit FRVR über die Entwicklungszeit. Er räumte ein, dass das Team die Auswirkungen der immer intelligenter werdenden Kreatur auf die Gesamtspielzeit unterschätzt hatte.
„In einer perfekten Welt, ja, würde ich es ein wenig verkleinern, es auf seinen Kern reduzieren“, sagte Lay.
Diese Aussage bestätigt das Gefühl vieler Spieler, dass eine kompaktere Erfahrung dem Spiel möglicherweise zugutegekommen wäre.
Die Evolution der KI als zweischneidiges Schwert
Die künstliche Intelligenz des Xenomorphs war eines der zentralen Verkaufsargumente für Alien: Isolation. Das Alien sollte unberechenbar sein und aus dem Verhalten des Spielers lernen. Dieses Feature funktionierte laut Lay jedoch so gut, dass es die Balance des Spieldesigns beeinflusste.
Eine lernfähige Bedrohung
Die Entwickler bei Creative Assembly hatten das Ziel, einen Gegner zu schaffen, der nicht einfach nur vordefinierten Pfaden folgt. Stattdessen sollte er aktiv auf Geräusche, Bewegungen und die Taktiken des Spielers reagieren. Nutzte der Spieler beispielsweise Leuchtfackeln zur Ablenkung, konnte das Alien nach mehreren Wiederholungen lernen, diese Tricks zu durchschauen.
„Das Alien entwickelte sich wirklich weiter, während wir es entwickelten“, erklärte Lay. „Als es perfekt war, dachten wir: ‚Oh, wow, alles dauert viel länger!‘“ Diese Perfektionierung der KI führte dazu, dass Passagen, die auf dem Papier kürzer aussahen, in der Praxis zu langwierigen und nervenaufreibenden Geduldsproben wurden.
Spielzeit im Vergleich
Die durchschnittliche Spielzeit für die Hauptkampagne von Alien: Isolation liegt bei etwa 20 Stunden. Für eine vollständige Erkundung und das Sammeln aller Objekte benötigen Spieler oft 35 Stunden oder mehr. Im Vergleich dazu haben viele andere gefeierte Horrorspiele wie Resident Evil 7 (ca. 9 Stunden) oder Amnesia: The Bunker (ca. 5 Stunden) eine deutlich kürzere Spieldauer.
Entscheidungen in der späten Entwicklungsphase
Als dem Team die volle Tragweite der verlängerten Spielzeit bewusst wurde, befand sich das Projekt bereits in einer fortgeschrittenen Phase. Größere Änderungen am Spielaufbau oder das Entfernen ganzer Abschnitte waren zu diesem Zeitpunkt kaum noch möglich, ohne die gesamte Struktur zu gefährden.
Lay beschrieb die damalige Situation so: „Damals erschien es nicht so lang, und dann merkt man plötzlich: ‚Oh mein Gott.‘“ Er fügte hinzu, dass es bestimmte Inhalte gab, bei denen das Team entschied: „Ja, das können wir jetzt nicht mehr herausnehmen, das würde alles über den Haufen werfen.“
Diese Aussage verdeutlicht ein häufiges Dilemma in der Spieleentwicklung: Wenn Kernmechaniken wie die KI erst spät finalisiert werden, können sie unvorhergesehene Auswirkungen auf das gesamte Spielerlebnis haben, die nur noch schwer zu korrigieren sind.
Der Einfluss auf das Horror-Genre
Alien: Isolation hat das Survival-Horror-Genre maßgeblich geprägt. Das Konzept eines einzigen, persistenten und unbesiegbaren Gegners, der den Spieler über weite Strecken des Spiels verfolgt, wurde zu einem wichtigen Einfluss für nachfolgende Titel. Spiele wie Amnesia: The Bunker oder Resident Evil 2 Remake mit seinem Tyrant (Mr. X) griffen ähnliche Ideen auf, setzten sie jedoch oft in kompakteren Spielwelten um.
Blick in die Zukunft: Lehren für eine mögliche Fortsetzung
Obwohl es keine offizielle Ankündigung für ein Alien: Isolation 2 gibt, halten sich Gerüchte über eine mögliche Fortsetzung hartnäckig. Die Aussagen von Dion Lay könnten ein Hinweis darauf sein, worauf sich Creative Assembly bei einem Nachfolger konzentrieren würde: ein strafferes, fokussierteres Erlebnis, das die Stärken des Originals beibehält, ohne die Geduld der Spieler überzustrapazieren.
Was ein Nachfolger besser machen könnte
Ein potenzielles Sequel könnte von den Erfahrungen des ersten Teils profitieren. Die Entwickler könnten die Balance zwischen der unberechenbaren KI und dem Spieldesign von Anfang an besser abstimmen. Mögliche Verbesserungen könnten sein:
- Eine kürzere, aber intensivere Kampagne.
- Mehr Abwechslung in den Spielabschnitten, um repetitive Momente zu reduzieren.
- Ein besseres Pacing, das Phasen der Anspannung gezielter mit ruhigeren Momenten abwechselt.
Die Erkenntnisse aus der Entwicklung von Alien: Isolation zeigen, wie eine einzelne, hochentwickelte Mechanik ein ganzes Spiel formen kann – im Guten wie im Schlechten. Die überragende KI machte das Alien zu einer unvergesslichen Bedrohung, war aber gleichzeitig verantwortlich für eine Spiellänge, die selbst einen der Schöpfer des Spiels heute zum Nachdenken anregt.





