Ein neues Produkt namens MusicCam verbindet Knochenschall-Kopfhörer mit einer integrierten Action-Kamera und stellt damit einen alternativen Ansatz zu Smart Glasses dar. Das Gerät wurde entwickelt, um freihändige Videoaufnahmen bei alltäglichen Aktivitäten wie Sport oder Pendeln zu ermöglichen, ohne die Umgebungswahrnehmung einzuschränken.
Die MusicCam nutzt die Knochenschall-Technologie, bei der der Schall über die Wangenknochen übertragen wird und die Ohren frei bleiben. Dies ermöglicht es den Nutzern, Umgebungsgeräusche wie Verkehr weiterhin wahrzunehmen. Die integrierte Kamera bietet 2K-Auflösung, eine 6-Achsen-Bildstabilisierung und ist bis zu 20 Meter wasserdicht.
Wichtige Fakten
- Hybrid-Design: Kombination aus Knochenschall-Kopfhörern und einer 2K-Action-Kamera.
- Kamera-Spezifikationen: 2K-Auflösung, 180-Grad-Weitwinkelobjektiv und 6-Achsen-Bildstabilisierung.
- Robuste Bauweise: Das Gerät ist bis zu einer Tiefe von 20 Metern wasserdicht.
- Knochenschall-Technologie: Ermöglicht das Hören von Musik und Anrufen, während die Ohren für Umgebungsgeräusche frei bleiben.
- Verfügbarkeit: Das Projekt wird über eine Kickstarter-Kampagne finanziert.
Ein neuer Ansatz für Wearable-Kameras
Die Technologiebranche hat jahrelang versucht, Kameras und Computer in Brillen zu integrieren. Diese sogenannten Smart Glasses stießen jedoch oft auf funktionale Grenzen und eine geringe soziale Akzeptanz. Ein wesentliches Hindernis war, dass ein großer Teil der Bevölkerung keine Brille benötigt oder tragen möchte.
Kopfhörer hingegen sind ein weit verbreitetes Accessoire. Sie werden im öffentlichen Nahverkehr, beim Sport oder bei der Arbeit getragen und bieten ausreichend Platz für technische Komponenten wie Akkus, Prozessoren und Sensoren. Die MusicCam, entwickelt von VibeLens, greift diesen Gedanken auf und platziert die Kameratechnologie in einem bereits etablierten Wearable.
Warum Kopfhörer statt Brillen?
Statistiken zeigen, dass Kopfhörer eine deutlich höhere Verbreitung haben als Brillen, insbesondere bei Aktivitäten, die sich für Videoaufnahmen eignen. Während etwa 36 % der Erwachsenen keine Sehhilfe tragen, nutzen die meisten Menschen regelmäßig Kopfhörer. Dieser Umstand macht Kopfhörer zu einer potenziell besseren Plattform für eine am Körper getragene Kamera, da sie bereits Teil des Alltags vieler Menschen sind.
Das Konzept zielt darauf ab, die Aufnahme von Erlebnissen aus der Ich-Perspektive zu vereinfachen, ohne dass dafür eine separate Action-Kamera an Helm oder Brustgurt befestigt werden muss. Die Integration in ein ohnehin getragenes Gerät soll die Nutzungshürde senken.
Technische Merkmale der MusicCam
Die MusicCam ist als funktionales Werkzeug konzipiert und verzichtet auf ein übermäßig schlankes Design. Die Kernkomponenten sind die Kameraeinheit und die Knochenschall-Audioübertragung, die für spezifische Anwendungsfälle optimiert wurden.
Kamerafunktionen im Detail
Die Kamera ist das zentrale Element des Geräts. Sie zeichnet Videos in 2K-Auflösung auf und verfügt über ein 180-Grad-Weitwinkelobjektiv. Dies ermöglicht die Erfassung eines breiten Sichtfeldes, was besonders bei Sport- oder Landschaftsaufnahmen von Vorteil ist.
Ein wichtiges Merkmal ist die 6-Achsen-Bildstabilisierung. Diese Technologie gleicht Erschütterungen aus, die bei Bewegung entstehen, und sorgt für ruhigere Videoaufnahmen. Das Objektiv lässt sich zudem um plus/minus 30 Grad neigen, sodass der Bildausschnitt angepasst werden kann, ohne den Kopf unnatürlich bewegen zu müssen.
Kamera-Spezifikationen
- Auflösung: 2K HD-Video
- Sichtfeld: 180-Grad-Weitwinkel
- Stabilisierung: 6-Achsen-System
- Wasserdichtigkeit: Bis 20 Meter Tiefe
- Gewicht: 50 Gramm
Die Wasserdichtigkeit bis 20 Meter ist ein weiterer entscheidender Faktor. Im Gegensatz zu vielen spritzwassergeschützten Geräten ist die MusicCam für den Einsatz unter Wasser, beispielsweise beim Schwimmen oder Tauchen, geeignet.
Audio-Technologie und Umgebungswahrnehmung
Anstelle traditioneller Ohrstöpsel verwendet die MusicCam die Knochenschall-Technologie. Der Ton wird durch Vibrationen über die Wangenknochen direkt an das Innenohr geleitet. Der Gehörgang bleibt dabei vollständig frei.
Dieser Ansatz bietet einen erheblichen Sicherheitsvorteil, da Umgebungsgeräusche wie herannahender Verkehr oder Durchsagen weiterhin wahrgenommen werden können. Die Audioqualität ist dabei anders als bei In-Ear-Kopfhörern; Bässe und die allgemeine Klangfülle sind tendenziell geringer. Der Fokus liegt hier klar auf Funktionalität und Sicherheit statt auf audiophilem Genuss.
Für Telefongespräche sind zwei Mikrofone mit ENC (Environmental Noise Cancellation) verbaut. Diese Technologie filtert Umgebungsgeräusche wie Wind heraus, um die Sprachverständlichkeit für den Gesprächspartner zu verbessern.
Bedienung und Akkulaufzeit
Die Steuerung der MusicCam wurde bewusst einfach gehalten. Ein Schiebeschalter dient zum Ein- und Ausschalten, während das Aufnehmen durch Antippen gestartet wird. Ein Wischen wechselt zwischen verschiedenen Modi. Diese gestenbasierte Bedienung soll die Nutzung während körperlicher Aktivitäten erleichtern.
Der Akku bietet laut Hersteller eine Kapazität für 2,6 Stunden ununterbrochene Videoaufnahme. Wird das Gerät ausschließlich zum Musikhören genutzt, beträgt die Laufzeit bis zu 15 Stunden. Das Gesamtgewicht von 50 Gramm ist zwar höher als das von typischen kabellosen Ohrhörern, aber deutlich geringer als das einer herkömmlichen Action-Kamera mit Befestigungssystem.
Soziale Akzeptanz und Marktpotenzial
Ein oft diskutiertes Problem bei Kamerabrillen war der Faktor der verdeckten Aufnahme, der bei Mitmenschen Unbehagen auslöste. Die MusicCam ist durch das sichtbare Kameramodul transparenter. Es ist offensichtlich, dass das Gerät eine Aufnahmefunktion besitzt, was einige der sozialen Hürden, die frühere Produkte wie Google Glass hatten, potenziell verringern könnte.
Das Tragen von Kopfhörern in der Öffentlichkeit ist ein etabliertes und sozial akzeptiertes Verhalten. Die MusicCam integriert sich in diese Normalität und könnte dadurch eine breitere Zielgruppe ansprechen als spezialisierte Kamerabrillen.
„Die Tech-Industrie hat ein Jahrzehnt damit verbracht, Smart Glasses zu etablieren, bevor jemand auf die Idee kam, eine Kamera einfach an Kopfhörern anzubringen. Manchmal ist die naheliegendste Lösung die, die niemand kommen sieht.“
Obwohl das Design als ungewöhnlich wahrgenommen werden könnte, zeigt die Geschichte von Technologieprodukten wie den ersten AirPods, dass sich die öffentliche Wahrnehmung schnell ändern kann, sobald ein Produkt einen praktischen Nutzen beweist und eine gewisse Verbreitung findet.
Preis und Verfügbarkeit
Die MusicCam wird derzeit über eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Kickstarter finanziert. Der Einführungspreis für frühe Unterstützer liegt bei 199 US-Dollar, was einer Reduzierung von 50 % gegenüber dem geplanten Verkaufspreis von 399 US-Dollar entspricht.
Die Auslieferung der ersten Geräte ist für Dezember 2025 geplant. Das Projekt bietet weltweiten Versand an. Wie bei allen Crowdfunding-Projekten bestehen auch hier Risiken in Bezug auf die Einhaltung des Zeitplans und die finale Produktqualität. Dennoch zeigt das Konzept, dass es weiterhin innovative Ansätze im Bereich der Wearable-Technologie gibt, die über die etablierten Produktkategorien hinausgehen.





