Yuga Labs, das Unternehmen hinter der bekannten NFT-Kollektion Bored Ape Yacht Club, hat den offiziellen Start seines lang erwarteten Metaverse-Projekts „Otherside“ für den 12. November angekündigt. Trotz eines abgekühlten Marktes für Non-Fungible Tokens will das Unternehmen eine neue, dezentralisierte virtuelle Welt etablieren, die sowohl für Krypto-Enthusiasten als auch für Neulinge zugänglich sein soll.
Die Ankündigung erfolgte während des ApeFest-Events in Las Vegas und markiert einen entscheidenden Schritt in der Strategie von Yuga Labs, über den reinen Handel mit digitalen Sammlerstücken hinauszugehen. Das Projekt, das bereits 2022 mit einer Finanzierung von 450 Millionen US-Dollar ins Leben gerufen wurde, zielt darauf ab, eine interoperable und gamifizierte Plattform zu schaffen, die mit etablierten Größen wie Roblox und Fortnite konkurrieren will.
Das Wichtigste in Kürze
- Offizieller Start: Das Metaverse „Otherside“ wird am 12. November für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
- Niedrige Einstiegshürde: Der Zugang ist über einen Webbrowser möglich, auch ohne Krypto-Wallet oder NFT.
- Fokus auf Kreative: Yuga Labs will Entwicklern ein attraktiveres Wirtschaftsmodell als Konkurrenzplattformen bieten.
- Prominente Partnerschaften: Für neue Avatare kooperiert Yuga Labs unter anderem mit Amazon und dem Künstler Daniel Arsham.
Was ist Otherside? Ein Metaverse für alle
Otherside ist als eine offene virtuelle Welt konzipiert, in der Benutzer mit 3D-Avataren interagieren, von der Community erstellte Spiele spielen und soziale Räume erkunden können. Im Kern steht die Idee, eine dezentralisierte Plattform zu schaffen, auf der digitale Besitztümer – wie Avatare oder virtuelles Land – als NFTs auf der Blockchain existieren und somit wirklich den Nutzern gehören.
Michael Figge, Chief Product Officer bei Yuga Labs, beschreibt das Projekt als „eines der ehrgeizigsten Projekte, die jemals in diesem Bereich versucht wurden“. Das Ziel sei es, eine Umgebung zu schaffen, die sowohl für erfahrene Web3-Nutzer als auch für Einsteiger attraktiv ist. Man könne sich einfach per E-Mail anmelden und die Welt erkunden, ohne tief in die Krypto-Materie eintauchen zu müssen.
Zugang ohne Hürden
Ein zentraler Aspekt der Strategie ist die einfache Zugänglichkeit. „Wir glauben, dass es eine sehr niedrige Eintrittsbarriere geben sollte, damit jemand Otherside ausprobieren kann“, so Figge. Diese Herangehensweise unterscheidet das Projekt von vielen anderen Krypto-basierten Welten, die oft ein spezielles Wallet und den Besitz von Kryptowährungen voraussetzen. Durch den einfachen Browser-Zugang hofft Yuga Labs, eine breitere Nutzerbasis zu erreichen.
Hintergrund: Yuga Labs und der NFT-Boom
Yuga Labs wurde durch die NFT-Kollektion Bored Ape Yacht Club (BAYC) weltberühmt. Die Bilder von gelangweilten Affen wurden zu einem Statussymbol der Krypto-Szene und erzielten teilweise Preise in Millionenhöhe. Mit dem Start von Otherside versucht das Unternehmen nun, sein Geschäftsmodell zu diversifizieren und eine nachhaltige Plattform jenseits des reinen NFT-Handels aufzubauen.
Inhalte und Erlebnisse zum Start
Zum Start am 12. November wird Otherside mehrere Kernbereiche umfassen. Dazu gehört „The Swamp“, eine thematische Welt, die an das bekannte BAYC-Clubhaus angelehnt ist und als sozialer Treffpunkt dient. Ein weiterer zentraler Ort ist der „Nexus“, eine große Hub-Welt, von der aus Nutzer in verschiedene Erlebnisse eintauchen können.
Besonderer Wert wird auf von Nutzern erstellte Inhalte gelegt. Zum Launch werden bereits einige von der Community entwickelte Spiele verfügbar sein, darunter:
- Bathroom Blitz: Ein Shooter-Spiel.
- Otherside Outbreak: Ein Spiel, in dem man gegen Zombies antritt.
Zusätzlich wird es eine Funktion namens „Bubbles“ geben. Dabei handelt es sich um soziale Audio-Räume, vergleichbar mit Clubhouse oder X Spaces, in denen sich Nutzer innerhalb der virtuellen Welt unterhalten können.
Wirtschaft für Kreative im Fokus
Yuga Labs möchte Entwickler und Kreative mit einem besseren Wirtschaftsmodell anlocken als etablierte Plattformen wie Roblox oder Minecraft. Da digitale Assets auf der Blockchain basieren, können sie frei gehandelt und potenziell auch in andere Anwendungen mitgenommen werden. Dies soll Kreativen mehr Kontrolle und finanzielle Anreize bieten.
Avatare, Partnerschaften und die Rolle von NFTs
Avatare spielen in Otherside eine zentrale Rolle. Nutzer können ihre eigenen NFTs als 3D-Charaktere verwenden. Laut Figge kann „jede NFT-Kollektion eingereicht werden, um für die Nutzung in Otherside geprüft zu werden“. Dies fördert die Interoperabilität zwischen verschiedenen NFT-Projekten.
Darüber hinaus führt Yuga Labs ein neues Avatar-System namens „Voyager“ ein. Zum Start gibt es zwei prominente Partnerschaften:
- Eine 300-teilige Kollektion des Digitalkünstlers Daniel Arsham.
- Eine Kooperation mit Amazon für einen Avatar namens „Boximus“, der aus Amazon-Paketen zu bestehen scheint.
„Stellen Sie sich diese Voyagers wie einen ‚Skin‘ aus der traditionellen Gaming-Welt vor“, erklärt Figge. Die Preise sollen „vernünftig und erschwinglich“ sein.
Der entscheidende Unterschied zu herkömmlichen Spielen ist, dass diese Avatare als Blockchain-Assets existieren. Das bedeutet, dass Spieler sie besitzen und auf Sekundärmärkten weiterverkaufen können – eine Funktion, die in geschlossenen Ökosystemen wie Fortnite nicht möglich ist. Der „Boximus“-Avatar von Amazon soll sogar direkt über die Amazon-Webseite erhältlich sein.
Eine kritische Einschätzung der Zukunftsaussichten
Obwohl die Ambitionen groß sind, bleiben Fragen offen. Erste Einblicke in die Vorabversion von „The Swamp“ zeichnen das Bild einer visuell ansprechenden, aber inhaltlich noch leeren Welt. Die Interaktionsmöglichkeiten waren begrenzt; viele Bereiche wie das ikonische Clubhaus waren nicht betretbar. Die Erfahrung erinnerte eher an passive soziale Treffpunkte wie Meta's Horizon Worlds als an dynamische Spielewelten.
Der Erfolg von Plattformen wie Roblox und Fortnite basiert maßgeblich darauf, dass sie unterhaltsame Spielmechaniken bieten, die das soziale Miteinander ergänzen. Reine soziale 3D-Umgebungen haben es in der Vergangenheit schwer gehabt, eine breite Masse anzusprechen und langfristig zu binden. Hits wie VRChat sind eher die Ausnahme als die Regel.
Die größte Herausforderung für Yuga Labs wird darin bestehen, über die bestehende Krypto-Community hinaus eine kritische Masse an Nutzern zu gewinnen. Der starke Fokus auf NFTs und Blockchain-Technologie könnte potenzielle neue Spieler abschrecken, auch wenn der Zugang vereinfacht wurde. Es wird entscheidend sein, ob die von der Community und von Yuga Labs selbst geschaffenen Erlebnisse fesselnd genug sind, um die Nutzer langfristig zu halten. Der Start am 12. November wird zeigen, ob Otherside das Potenzial hat, die nächste große virtuelle Welt zu werden oder ob es eine Nischenplattform für die Web3-Gemeinde bleibt.





