Wenige Wochen nach der Veröffentlichung von "Ghost of Yotei", der mit Spannung erwarteten Fortsetzung von "Ghost of Tsushima", zeichnet sich in der Community ein vielschichtiges Bild. Während viele Spieler die Verbesserungen im Gameplay und die offene Welt loben, äußern andere Kritik an der Handlung und sich wiederholenden Spielmechaniken. Die Meinungen gehen weit auseinander und reichen von Höchstwertungen bis hin zu deutlicher Enttäuschung.
Entwickler Sucker Punch positionierte den Titel als eine Weiterentwicklung der bewährten Formel des Vorgängers. Der Schauplatz wechselt auf die fiktive Insel Yotei, Hunderte von Jahren nach den Ereignissen um Jin Sakai. Die grundlegenden Systeme wurden beibehalten, aber um neue Elemente und eine größere spielerische Freiheit erweitert. Genau diese Balance zwischen Vertrautem und Neuem spaltet nun die Spielerschaft.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Spielermeinungen zu "Ghost of Yotei" sind stark polarisiert und reichen von herausragend bis enttäuschend.
- Gelobt werden vor allem die verbesserte Erkundung, das erweiterte Kampfsystem und die grafische Qualität auf der PlayStation 5.
- Kritikpunkte konzentrieren sich auf eine als schwächer empfundene Handlung im Vergleich zum Vorgänger und technische Mängel wie die Kameraführung.
- Viele Spieler investieren Dutzende Stunden in die Erkundung der Spielwelt, noch bevor sie die Hauptgeschichte wesentlich vorantreiben.
Ein breites Spektrum an Bewertungen
Kurz nach dem Start des Spiels kristallisieren sich deutliche Tendenzen in den Spielerbewertungen heraus. Eine große Gruppe von Spielern vergibt Höchstnoten und bezeichnet "Ghost of Yotei" als eine konsequente und gelungene Verbesserung des Originals. Diese Stimmen heben besonders die spielerische Freiheit und die organische Gestaltung der offenen Welt hervor.
Ein Spieler berichtet, nach über 40 Stunden erst einen kleinen Teil der Hauptmissionen abgeschlossen zu haben, da die Erkundung der Welt fesselnder sei. Andere loben die dichte Atmosphäre und die Detailverliebtheit, die das feudale Japan zum Leben erwecken. Das Kampfsystem wird als flüssiger und vielseitiger beschrieben, was viele als direkten Fortschritt gegenüber "Ghost of Tsushima" werten.
Die positiven Stimmen: Lob für Gameplay und Welt
Viele Befürworter des Spiels betonen, dass Sucker Punch die Stärken des Vorgängers gezielt ausgebaut hat. Das Erkunden fühle sich nun weniger wie das Abarbeiten einer Checkliste an, sondern entfalte sich natürlicher. NPCs, die den Spieler auf interessante Orte wie heiße Quellen hinweisen, tragen laut Community-Feedback zu einer lebendigeren Welt bei.
"Die Erkundung und der Kampf sind so gut, und die Nebenquests und die Aktivitäten in der offenen Welt machen wahnsinnig süchtig. Sucker Punch hat sich hier selbst übertroffen."
Auch die Anpassungsmöglichkeiten für den Hauptcharakter Atsu und das Fehlen von Mikrotransaktionen werden positiv hervorgehoben. Spieler schätzen es, alle kosmetischen Gegenstände durch reines Spielen freischalten zu können. Die visuelle Präsentation auf der PlayStation 5 wird ebenfalls durchweg gelobt und als "atemberaubend" beschrieben.
Fokus auf Erkundung
Ein wiederkehrendes Thema in den Diskussionen ist die enorme Zeit, die Spieler in der offenen Welt verbringen. Einige Nutzer geben an, nach 50 Spielstunden erst rund 30 % des Spiels abgeschlossen zu haben. Dies deutet darauf hin, dass die Nebenaktivitäten und die Erkundung für viele Spieler den Hauptreiz des Titels ausmachen.
Kritik an Handlung und technischen Aspekten
Trotz des vielen Lobs gibt es eine ebenso laute Gruppe von Spielern, die gemischte oder negative Gefühle gegenüber "Ghost of Yotei" äußern. Ein zentraler Kritikpunkt ist die Handlung, die von einigen als klischeehaft und weniger fesselnd als die Geschichte von Jin Sakai im Vorgänger empfunden wird.
Die reine Rachegeschichte der Protagonistin Atsu wird als "formelhaft" und vorhersehbar kritisiert. Ein Spieler merkt an, dass die emotionale Tiefe von "Ghost of Tsushima", in dem ein Samurai seine Identität infrage stellt, nicht erreicht wird. Diese narrative Schwäche wiegt für einige so schwer, dass sie die spielerischen Verbesserungen überschattet.
Auch technische Probleme trüben das Erlebnis für manche. Die Lock-On-Kamera im Kampf wird als unzuverlässig und hinderlich beschrieben. Zudem wird die Klettermechanik als veraltet und umständlich kritisiert, was angesichts der vertikalen Spielwelt besonders ins Gewicht fällt.
Zwischen gut und großartig: Die gemischten Urteile
Ein signifikanter Teil der Community siedelt das Spiel im guten bis sehr guten Bereich an, ohne es jedoch als Meisterwerk zu bezeichnen. Diese Spieler erkennen die Verbesserungen an, sehen aber auch klare Schwächen. Oft wird eine Wertung im Bereich von 7 bis 8 von 10 Punkten vergeben.
Ein häufig genannter Punkt ist das Gefühl der Wiederholung. "Es ist im Grunde wieder Tsushima, mit besserer Grafik und einer schlechteren Geschichte", fasst ein Nutzer seine Meinung zusammen. Andere stören sich an der Schwierigkeitskurve, insbesondere bei Bosskämpfen, die sie als unfair empfinden.
Der iterative Ansatz von Fortsetzungen
"Ghost of Yotei" folgt einem gängigen Muster für Videospiel-Fortsetzungen, das als "iteratives Design" bezeichnet wird. Anstatt das Rad neu zu erfinden, nehmen Entwickler eine erfolgreiche Formel und verfeinern sie. Dies führt oft zu einem ausgefeilteren Spielerlebnis, birgt aber auch die Gefahr, als uninspiriert oder zu ähnlich zum Vorgänger wahrgenommen zu werden. Die Reaktionen der Spieler auf "Ghost of Yotei" spiegeln genau diese Spannung wider.
Das Fazit der Community
Die Diskussionen um "Ghost of Yotei" zeigen deutlich, wie unterschiedlich die Erwartungen an eine Fortsetzung sein können. Während ein Teil der Spieler genau das bekommt, was er sich gewünscht hat – mehr von dem, was "Ghost of Tsushima" großartig gemacht hat, nur größer und schöner –, fühlt sich ein anderer Teil von der mangelnden Innovation und der schwächeren Erzählung enttäuscht.
Die Meinungen lassen sich in drei Lager einteilen:
- Die Enthusiasten (9-10/10): Sie feiern die verfeinerten Mechaniken, die riesige, lebendige Welt und sehen das Spiel als eine klare Verbesserung in fast allen Bereichen. Für sie ist es ein Anwärter auf das Spiel des Jahres.
- Die Pragmatiker (7-8/10): Sie genießen das Spiel, erkennen aber deutliche Schwächen in der Erzählung und in technischen Details. Es ist für sie ein sehr gutes Spiel, das aber nicht an die emotionale Wucht des Vorgängers heranreicht.
- Die Enttäuschten (unter 7/10): Sie kritisieren das Spiel als ein "Copy-and-Paste" des Vorgängers mit einer uninteressanten Geschichte. Für sie rechtfertigt der Titel seinen Vollpreis nicht und fühlt sich wie eine verpasste Chance an.
Letztendlich hängt die Wahrnehmung von "Ghost of Yotei" stark von den individuellen Prioritäten ab. Wer vor allem eine fesselnde offene Welt mit solidem Gameplay sucht, wird wahrscheinlich sehr zufrieden sein. Wer hingegen eine ebenso starke emotionale Erzählung wie im ersten Teil erwartet, könnte enttäuscht werden. Die Debatte zeigt, dass selbst eine hochkarätige Fortsetzung nicht alle Erwartungen erfüllen kann.





