Absolum, ein neues Spiel der Entwickler von Streets of Rage 4, verbindet das Beat-'em-up-Genre mit Roguelite-Elementen. Das Ergebnis ist ein Titel mit einem herausragenden Kampfsystem, dessen Potenzial jedoch durch eine problematische Spielstruktur und einen langsamen Fortschritt in den ersten Stunden erheblich eingeschränkt wird. Während die Kämpfe präzise und tiefgründig sind, führt das Fortschrittssystem zu sich wiederholenden und oft frustrierenden Erlebnissen.
Wichtige Erkenntnisse
- Absolum kombiniert Beat-'em-up-Action mit einer Roguelite-Struktur, was zu gemischten Ergebnissen führt.
- Das Kampfsystem ist tiefgründig und belohnend, mit einem starken Fokus auf defensive Manöver wie Parieren und Kontern.
- Der Spielfortschritt ist in den ersten Stunden langsam und zahlenbasiert, was dem genretypischen Fokus auf Fähigkeiten entgegenwirkt.
- Wichtige Charakterfähigkeiten sind hinter zufälligen Upgrades verborgen, anstatt von Anfang an verfügbar zu sein.
- Trotz der anfänglichen Schwächen entfaltet das Spiel nach etwa acht Stunden sein volles Potenzial, wenn der Spieler stärker geworden ist.
Ein vielversprechender Genre-Mix
Die Idee, die direkte Action eines Beat 'em up mit der wiederholbaren Struktur eines Roguelite zu verbinden, ist ambitioniert. In Absolum schlüpfen die Spieler in die Rolle von Rebellen, die versuchen, den tyrannischen Sonnenkönig Azra zu stürzen. Nach jedem Tod werden sie von einer mystischen Figur namens Uchawi wiederbelebt, um einen neuen Versuch zu starten. Dieses Konzept bildet die narrative Grundlage für die zahlreichen Durchläufe, die für das Genre typisch sind.
Die Geschichte spielt in der magisch zerrütteten Welt von Talamh. Während die grundlegende Prämisse solide ist, entfaltet sich die Erzählung nur langsam. Frühe Dialoge und Weltenbauelemente wirken oft generisch und bedienen sich bekannter Fantasy-Klischees, wie Zwergen, die in Minen leben, oder Elfen aus einem verlorenen Land. Erst nach vielen Spielstunden gewinnt die Handlung an Tiefe und präsentiert interessantere Wendungen.
Hintergrund der Entwickler
Das Entwicklerteam hinter Absolum war maßgeblich an der Entstehung von Streets of Rage 4 beteiligt. Dieser Titel wurde für seine Modernisierung des klassischen Beat-'em-up-Gameplays hochgelobt. Die Expertise in diesem Genre ist auch in Absolum deutlich spürbar, insbesondere in der flüssigen Steuerung und dem durchdachten Kampfsystem.
Das Herzstück: Ein exzellentes Kampfsystem
Die größte Stärke von Absolum liegt zweifellos im Kampf. Spielern stehen vier unterschiedliche Charaktere zur Verfügung, von denen zwei zu Beginn freigeschaltet sind: der Zwerg Karl, die Elfenritterin Galandra, die flinke Diebin Cider und der Frosch-Magier Brome. Jeder Charakter verfügt über ein einzigartiges Arsenal an Angriffen, Würfen und Spezialfähigkeiten.
Das System ermutigt zu langen und kreativen Kombinationsangriffen, bei denen Gegner gegen Wände oder andere Feinde geschleudert werden. Besonders hervorzuheben ist jedoch der Fokus auf die Defensive. Neben einer normalen Ausweichrolle können Spieler Angriffe parieren, indem sie im richtigen Moment auf einen Gegner zuhechten. Noch anspruchsvoller ist das sogenannte „Clash“-System: Ein perfekt getimter eigener Angriff kann eine feindliche Attacke neutralisieren und den Gegner für einen kurzen Moment verwundbar machen.
Vier spielbare Charaktere
Die Auswahl der Helden bietet unterschiedliche Spielstile und strategische Möglichkeiten:
- Karl: Ein robuster Nahkämpfer mit einer Schusswaffe für zusätzliche Reichweite.
- Galandra: Eine klassische Kriegerin mit einem riesigen Schwert für weitreichende Angriffe.
- Cider: Eine agile Kämpferin, die sich schnell an Gegner heranziehen kann und auf schnelle Angriffsketten setzt.
- Brome: Ein Magier, der auf Zaubersprüche und Distanzangriffe spezialisiert ist.
Die Beherrschung dieser defensiven Manöver ist entscheidend für den Erfolg und sorgt für ein hohes Maß an spielerischer Tiefe. Wenn das Timing gelingt und ein mächtiger Bossangriff gekontert wird, entstehen äußerst befriedigende Momente.
Hommage an Klassiker
Viele der Angriffe in Absolum sind eine Hommage an ikonische Actionspiele. So erinnert Ciders „Gyro Drop“ an den Izuna Drop aus der Ninja-Gaiden-Reihe, während Galandras Bewegungen an Dante aus Devil May Cry angelehnt sind. Diese Details bereichern das Erlebnis für Kenner des Genres.
Strukturelle Schwächen des Roguelite-Designs
Während der Kampf überzeugt, offenbart die Roguelite-Struktur erhebliche Mängel. Das größte Problem ist, dass der Fortschritt weniger von den Fähigkeiten des Spielers als von numerischen Werten abhängt. In den ersten Spielstunden ist der Charakter so schwach, dass selbst talentierte Spieler kaum eine Chance haben, weit zu kommen. Man ist gezwungen, immer wieder zu scheitern, um Währung für permanente Upgrades zu sammeln.
In den frühen Stunden fühlt es sich oft so an, als würde man gegen Zahlen kämpfen, nicht gegen Gegner. Dieses Gefühl steht im Widerspruch zur Natur eines Beat 'em up, bei dem Können im Vordergrund stehen sollte.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Zerstückelung der Charakter-Fähigkeiten. Fundamentale Manöver, wie Galandras Sprungkick oder eine dreiteilige Schwertkombo, sind nicht von Anfang an verfügbar. Stattdessen müssen sie während eines Durchlaufs als zufällige Upgrades, sogenannte „Inspirationen“, freigeschaltet werden. Dies führt dazu, dass sich die Charaktere anfangs unvollständig anfühlen. Fähigkeiten, die zur Kernidentität eines Charakters gehören sollten, werden zu einer zufälligen Belohnung degradiert.
Wiederholung statt Abwechslung
Die Roguelite-Struktur von Absolum leidet zudem unter mangelnder Abwechslung. Im Gegensatz zu Genre-Größen wie Hades oder FTL verändert sich die Karte nicht bei jedem Durchlauf. Die Spieler starten immer am selben Punkt und durchlaufen dieselben Umgebungen mit denselben Gegnertypen und Bossen. Zwar werden mit der Zeit neue Pfade und Quests freigeschaltet, doch die grundlegende Wiederholung bleibt, besonders in den ersten Stunden, ein dominantes und ermüdendes Element.
Selbst das Entdecken von Geheimnissen verliert an Reiz, da sich versteckte Truhen bei jedem Durchlauf an exakt derselben Stelle befinden. Dem Spiel fehlt die prozedurale Generierung, die das Roguelite-Genre normalerweise frisch und unvorhersehbar hält.
Wenn es endlich Klick macht
Trotz der erheblichen Einstiegshürden findet Absolum nach einer gewissen Zeit zu seiner Form. Nach etwa acht bis zehn Stunden Spielzeit, wenn genügend permanente Upgrades freigeschaltet wurden, beginnt das Spiel, sein volles Potenzial zu entfalten. Die Durchläufe werden länger, der Spieler macht spürbare Fortschritte und die Kombination aus freigeschalteten Fähigkeiten und einem tiefen Verständnis der Kampfmechanik führt zu einem sehr unterhaltsamen Spielerlebnis.
Ab diesem Punkt rückt die Frustration in den Hintergrund und der Spaß am exzellenten Kampfsystem überwiegt. Die visuelle Gestaltung ist durchweg ansprechend und der Soundtrack untermalt das Geschehen stimmungsvoll. Wenn das Spiel funktioniert, dann funktioniert es brillant. Der Weg dorthin ist jedoch lang und erfordert von den Spielern ein hohes Maß an Geduld.
Spielzeit und Umfang
Um die Haupthandlung von Absolum abzuschließen, benötigen Spieler etwa 20 Stunden. Ein Großteil dieser Zeit wird für das Sammeln von Ressourcen für permanente Upgrades aufgewendet, was die eigentliche Spielzeit künstlich verlängert.
Fazit: Ein zweischneidiges Schwert
Absolum ist ein Spiel mit zwei Gesichtern. Auf der einen Seite steht ein erstklassiges Beat-'em-up-Kampfsystem, das tief, reaktionsschnell und unglaublich befriedigend ist. Auf der anderen Seite steht eine schlecht umgesetzte Roguelite-Struktur, die den Spielfluss durch einen langsamen, zahlenbasierten Fortschritt und übermäßige Wiederholungen stark beeinträchtigt.
Der frustrierende Einstieg könnte viele Spieler abschrecken, bevor sie den Punkt erreichen, an dem das Spiel wirklich glänzt. Wer jedoch die Geduld aufbringt, die ersten zähen Stunden zu überwinden, wird mit einem der besten Kampfsysteme des Genres belohnt. Letztendlich ist Absolum ein hervorragendes Actionspiel, das von seinem eigenen strukturellen Korsett zurückgehalten wird.





