Fast 40 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung von Super Mario Bros.: The Lost Levels hat ein Speedrunner eine bisher unbekannte „Minus World“ entdeckt. Der Fund in der Super Mario All-Stars-Version für das SNES enthüllt eine Reihe von fehlerhaften Leveln, deren Zugang extrem komplex ist und tiefgreifendes Wissen über die Spielmechanik erfordert.
Der Entdecker, bekannt unter dem Namen Kosmic, dokumentierte den komplizierten Prozess, der notwendig ist, um diese versteckten Bereiche des Spiels zu erreichen. Im Gegensatz zur bekannten Minus World des originalen Super Mario Bros. von 1985 ist dieser Glitch weitaus schwieriger auszulösen und war der Gaming-Community bisher entgangen.
Die wichtigsten Fakten
- Nach fast 40 Jahren wurde eine „Minus World“ in Super Mario Bros.: The Lost Levels gefunden.
- Die Entdeckung wurde vom Speedrunner Kosmic in der Super Mario All-Stars-Version (SNES) gemacht.
- Der Zugang zu den Glitch-Leveln ist extrem kompliziert und erfordert eine präzise Abfolge von Aktionen.
- Die späte Entdeckung wird auf die hohe Schwierigkeit des Spiels und die Komplexität des Glitches zurückgeführt.
Ein legendärer Glitch bekommt einen Nachfolger
Viele Videospiel-Veteranen erinnern sich an die „Minus World“ aus dem originalen Super Mario Bros. für das Nintendo Entertainment System (NES). Ein einfacher Glitch in Welt 1-2 führte Spieler in ein endlos wiederholendes Unterwasserlevel, das als Level „-1“ angezeigt wurde. Dieser Programmierfehler wurde zu einem der berühmtesten Geheimnisse der Spielegeschichte.
Nun wurde bestätigt, dass auch die japanische Fortsetzung, die im Westen als Super Mario Bros.: The Lost Levels bekannt ist, eine eigene Version dieser fehlerhaften Welten besitzt. Die Entdeckung gelang dem Speedrunner Kosmic, der seine Ergebnisse in einem detaillierten Video veröffentlichte.
Hintergrund: The Lost Levels
Super Mario Bros.: The Lost Levels war das ursprüngliche Super Mario Bros. 2 in Japan, das 1986 veröffentlicht wurde. Aufgrund seines hohen Schwierigkeitsgrades entschied sich Nintendo, es zunächst nicht im Westen zu veröffentlichen. Stattdessen wurde ein anderes Spiel namens Doki Doki Panic für den westlichen Markt zu Super Mario Bros. 2 umgestaltet. The Lost Levels wurde westlichen Spielern erst 1993 als Teil der Super Mario All-Stars-Sammlung für das Super Nintendo (SNES) offiziell zugänglich gemacht.
Der komplexe Weg in die verborgenen Welten
Im Gegensatz zum relativ einfachen Zugang im Originalspiel ist das Erreichen der Minus World in The Lost Levels ein extrem aufwendiges Unterfangen. Kosmic musste eine lange Kette von präzisen Aktionen ausführen, die tief in die Spielmechanik eingreifen. Der Prozess ist nicht durch einen einzigen Trick zu bewerkstelligen.
Der Weg führte ihn durch mehrere zunehmend fehlerhafte Versionen regulärer Level. An einem Punkt stieß er auf eine unüberwindbare Stelle in Welt B-7. Erst durch Speichern, Beenden und erneutes Laden des Spiels wurde er in ein verändertes Level-Layout versetzt, das ihm das Fortsetzen ermöglichte.
Eine Kaskade von Fehlern
Die entscheidende Aktion war die Nutzung einer fehlerhaften Warp-Röhre in der Glitch-Welt B-9. Diese brachte ihn jedoch nicht wie erwartet ans Ziel, sondern zurück zum Anfang des Spiels, in Welt 1-1. Von dort aus setzte er seinen Weg durch weitere manipulierte Welten fort, bis er schließlich die eigentlichen „Minus Worlds“ erreichte. Das Spiel zeigte dabei zunehmend grafische Fehler und fehlerhafte Menüoptionen, lief aber auf der SNES-Hardware stabil weiter.
„Es ist verrückt, dass das SNES einfach weitermacht und man das Spiel tatsächlich noch spielen kann, obwohl es gegen Ende so völlig und total ZERSTÖRT aussieht“, kommentierte ein Nutzer unter Kosmics Video.
Warum blieb dieses Geheimnis so lange verborgen?
Die Frage, warum diese Glitch-Welten fast vier Jahrzehnte unentdeckt blieben, lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Kosmic selbst nennt in seinem Video einige Gründe für die späte Entdeckung.
Gründe für die späte Entdeckung
- Hoher Schwierigkeitsgrad: The Lost Levels ist bekannt für sein anspruchsvolles Gameplay, was die allgemeine Spielerbasis im Vergleich zum Original deutlich reduzierte.
- Geringeres Interesse: Weniger Spieler bedeuteten auch weniger Menschen, die aktiv nach tiefgreifenden Fehlern und Geheimnissen suchten.
- Komplexität des Glitches: Der Prozess erfordert nicht nur tiefes Spielverständnis, sondern auch erheblichen Fortschritt im Spiel, bevor die notwendigen Schritte überhaupt möglich sind.
- Spezifische Version: Der Glitch wurde in der Super Mario All-Stars-Version gefunden, die sich vom japanischen Famicom-Original unterscheidet.
Der Aufwand, der nötig ist, um den Glitch auszulösen, ist unvergleichlich höher als bei dem bekannten Fehler im ersten Super Mario Bros. Es bedurfte der Hartnäckigkeit und des Fachwissens eines engagierten Speedrunners, um diese Kette von Ereignissen zufällig oder gezielt zu entdecken und zu reproduzieren.
Die Bedeutung des Fundes für die Gaming-Community
Die Entdeckung der Minus World in The Lost Levels ist mehr als nur eine kuriose Anekdote. Sie zeigt, dass selbst in jahrzehntealten und millionenfach gespielten Klassikern noch immer unentdeckte Geheimnisse schlummern können. Für die Community von Retro-Gamern, Speedrunnern und Videospiel-Archäologen ist ein solcher Fund ein bedeutendes Ereignis.
Es unterstreicht die Komplexität der damaligen Programmierung und wie unvorhergesehene Interaktionen im Code zu völlig neuen und unerwarteten Spielerfahrungen führen können. Die Tatsache, dass die SNES-Konsole die stark fehlerhaften Daten weiterhin verarbeiten konnte, ohne abzustürzen, ist zudem ein Zeugnis für die Robustheit der damaligen Hardware.
Diese Entdeckung belebt die Faszination für die goldenen Ära der Videospiele neu und motiviert Spieler weltweit, alte Titel erneut zu erforschen – in der Hoffnung, das nächste große Geheimnis zu lüften, das fast 40 Jahre lang verborgen blieb.





