Digital Eclipse hat die „Mortal Kombat: Legacy Kollection“ veröffentlicht, ein umfangreiches Paket, das die Anfänge der legendären Kampfspielserie feiert. Die Sammlung umfasst 23 spielbare Titel aus den ersten elf Jahren der Franchise und bietet neben den Spielen eine tiefgehende interaktive Dokumentation. Während die historische Aufarbeitung und der Einzelspieler-Inhalt überzeugen, wird das Erlebnis durch erhebliche Probleme im Online-Modus stark getrübt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sammlung enthält 23 verschiedene Versionen der frühen Mortal Kombat-Spiele, darunter Arcade-, Konsolen- und Handheld-Varianten.
- Ein Highlight ist die Wiederherstellung der „Wave Net“-Version von Ultimate Mortal Kombat 3, die lange als verschollen galt.
- Eine umfangreiche interaktive Dokumentation beleuchtet die Entstehungsgeschichte der Serie mit exklusivem Archivmaterial.
- Der Online-Modus leidet zum Start unter massiven technischen Problemen wie Lags, Tonaussetzern und fehlenden Funktionen.
Ein umfassendes Archiv der Brutalität
Für Fans der ersten Stunde ist die „Mortal Kombat: Legacy Kollection“ eine Zeitreise. Das Herzstück bilden die Arcade-Originale der ersten drei Teile, die den Grundstein für den Erfolg der Serie legten. Doch Entwickler Digital Eclipse ging weit darüber hinaus und integrierte eine beeindruckende Vielfalt an Portierungen.
Spieler können die Versionen für SNES, Mega Drive, 32X, PlayStation 1 sowie die abgespeckten Varianten für Game Boy und Game Gear erleben. Diese breite Auswahl ermöglicht einen direkten Vergleich und zeigt, wie unterschiedlich die Spiele auf der damaligen Hardware umgesetzt wurden.
Umfang der Sammlung
Insgesamt sind 23 spielbare Titel enthalten. Dazu gehören neben der Kerntrilogie auch Mortal Kombat 4 in der Arcade-Version, die Spin-offs „Mythologies: Sub-Zero“ und „Special Forces“ sowie die GBA-Titel „Deadly Alliance“ und „Tournament Edition“.
Ein wiederentdeckter Schatz
Besonders bemerkenswert ist die Aufnahme der „Wave Net“-Version von Ultimate Mortal Kombat 3. Diese Variante, die ursprünglich für Online-Tests in ausgewählten Spielhallen gedacht war, galt lange Zeit als „Lost Media“. Ihre Restaurierung und Verfügbarkeit in dieser Sammlung ist ein bedeutender Beitrag zur Videospielarchivierung. Sie bietet nicht nur Online-Funktionalität, sondern auch Gameplay-Anpassungen und den spielbaren Charakter Noob Saibot.
Mehr als nur eine Spielesammlung
Digital Eclipse ist bekannt für seine historisch aufwendigen Kompilationen, und die „Legacy Kollection“ bildet da keine Ausnahme. Ein zentrales Element ist eine interaktive Zeitleiste, die die gesamte Entstehungsgeschichte von Mortal Kombat nachzeichnet. An den passenden Stellen in der Chronologie werden die jeweiligen Spiele zur Auswahl angeboten, was den historischen Kontext greifbar macht.
Interaktive Dokumentation
Die Dokumentation ist gefüllt mit Scans von Originaldokumenten, seltenen Fotos, Archivaufnahmen und neu geführten Interviews mit Branchenveteranen wie Eugene Jarvis und Andrea Rene. Sie beleuchtet den Einfluss früherer Spiele wie „Smash TV“ und die Kontroverse um die Gewaltdarstellung, die zur Gründung des amerikanischen Alterseinstufungssystems ESRB führte.
Ein besonderes Highlight ist eine Aufnahme einer frühen Motion-Capturing-Session, in der Serienschöpfer Ed Boon spontan die Idee für Scorpions ikonische Speer-Attacke entwickelt. Solche Momente bieten einen faszinierenden Einblick in den kreativen Prozess hinter einem der einflussreichsten Spiele der 90er-Jahre.
Spielgefühl zwischen Nostalgie und Frustration
Wer mit den Originalspielen aufgewachsen ist, wird sich sofort heimisch fühlen. Die Steuerung, die digitalisierte Grafik und der unverkennbare Sound – vom Schrei „Get over here!“ bis zur Ansage „Fatality!“ – wurden authentisch umgesetzt. Für Neulinge, die nur moderne Titel wie Mortal Kombat 11 kennen, könnte der Einstieg jedoch schwierig sein. Die Steuerung ist im Vergleich zu heutigen Kampfspielen steif und die künstliche Intelligenz der Gegner unerbittlich.
Die Entwickler untersuchen derzeit einen Fehler, bei dem eine Reduzierung des Schwierigkeitsgrades kaum Auswirkungen auf die Stärke der computergesteuerten Gegner hat. Dies macht die Spiele selbst für erfahrene Spieler zu einer Herausforderung.
„Für alle, die in den 90ern mit Mortal Kombat aufgewachsen sind, fühlt es sich an wie ein warmes, wohliges Bad – wenn auch eines, das mit Blut gefüllt ist.“
Um den Einstieg zu erleichtern, bieten die meisten Spiele einen Trainingsmodus. Speziell für die berühmten Finishing Moves gibt es einen eigenen Übungsbereich. Zudem können während des Spiels Befehlslisten für Spezialattacken eingeblendet werden.
Der Online-Modus: Eine Baustelle zum Start
Während die Sammlung für Einzelspieler und lokale Mehrspieler-Partien ein Fest ist, entpuppt sich der Online-Modus als größte Schwachstelle. Zum Verkaufsstart steht lediglich eine „Quick Play“-Option zur Verfügung, die Spieler zufällig miteinander verbindet. Wichtige Funktionen wie private oder öffentliche Lobbys fehlen gänzlich, was die Organisation von Turnieren oder gezielten Matches mit Freunden unmöglich macht.
Die Entwickler haben angekündigt, dass Lobbys in den Wochen nach der Veröffentlichung nachgereicht werden sollen. Eine Crossplay-Funktion zwischen verschiedenen Plattformen ist jedoch nicht geplant.
Technische Mängel trüben den Spielspaß
Selbst wenn man über die „Quick Play“-Funktion einen Gegner findet, ist das Spielerlebnis oft ungenügend. Berichte von Spielern und erste Tests zeigen gravierende Probleme:
- Eingabeverzögerung (Input Lag): In einem Kampfspiel, bei dem es auf schnelle Reaktionen ankommt, macht dies viele Matches unspielbar.
- Audio-Probleme: Die Musik und Soundeffekte sind oft verzerrt, stottern oder setzen komplett aus.
- Lange Wartezeiten: Die Spielersuche dauert häufig sehr lange.
Diese Mängel machen den Online-Modus in seinem jetzigen Zustand für ernsthafte Spieler unbrauchbar. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Patches diese Probleme beheben können.
Fazit: Ein Muss für Historiker, eine Enttäuschung für Online-Kämpfer
Die „Mortal Kombat: Legacy Kollection“ ist aus Sicht der Videospielarchivierung ein Meisterwerk. Die schiere Menge an Inhalten und vor allem die herausragende interaktive Dokumentation machen sie zu einem Pflichtkauf für jeden, der sich für die Geschichte des Mediums interessiert. Für Einzelspieler und Fans, die auf der Couch gegen Freunde antreten wollen, bietet das Paket Dutzende Stunden nostalgischen Spielspaß.
Wer die Sammlung jedoch hauptsächlich für Online-Kämpfe erwerben möchte, sollte vorerst abwarten. Die technischen Probleme und fehlenden Funktionen sind zum Start zu gravierend. Es ist ratsam, die Entwicklung abzuwarten und sich zunächst der exzellenten Dokumentation zu widmen. Bis man diese durchgearbeitet hat, ist der Online-Modus hoffentlich in einem besseren Zustand.





