Mark Rosewater, der langjährige Chefdesigner von Magic: The Gathering, hat sich öffentlich für eine umstrittene Karte entschuldigt, die vor 27 Jahren veröffentlicht wurde. Die Karte „Ghazbán Ogress“ aus dem Jahr 1998 basierte auf der damaligen Profispielerin Catherine Nicoloff und wird heute als sexistisch kritisiert. Die Entschuldigung erfolgte nach einem Interview, in dem Nicoloff erstmals über ihre Erfahrungen sprach.
Wichtige Erkenntnisse
- Mark Rosewater, Chefdesigner von Magic, hat sich für die Karte „Ghazbán Ogress“ von 1998 entschuldigt.
- Die Karte bezog sich auf die Spielerin Catherine Nicoloff und wurde als herabwürdigend empfunden.
- Die öffentliche Entschuldigung erfolgte 27 Jahre nach der Veröffentlichung, ausgelöst durch ein YouTube-Interview mit Nicoloff.
- Rosewater übernahm die volle Verantwortung und nannte die Karte seinen größten Fehler.
Ein umstrittenes Design aus dem Jahr 1998
Im Jahr 1998 veröffentlichte Wizards of the Coast das Erweiterungsset „Unglued“ für Magic: The Gathering. Dieses Set war für seinen humorvollen und parodistischen Charakter bekannt. Eine der Karten in diesem Set, „Ghazbán Ogress“, sorgte jedoch für Kontroversen, die bis heute nachwirken.
Die Karte war eine Parodie auf die bereits existierende Karte „Ghazbán Ogre“. Ihr Text lautete: „Wenn die Ghazbán Ogress ins Spiel kommt, erhält der Spieler die Kontrolle über sie, der an diesem Tag die meisten Magic-Partien gewonnen hat.“
Die Inspiration hinter der Karte
Die Karte basierte direkt auf Catherine Nicoloff, einer aufstrebenden Profispielerin der 90er-Jahre, die in der kompetitiven Szene gut vernetzt war und Beziehungen zu mehreren Top-Spielern hatte. Der Kartentext wurde als öffentliche Anspielung auf ihr Privatleben und als eine Form des „Slut-Shamings“ interpretiert, das damals hinter vorgehaltener Hand stattfand.
Catherine Nicoloff bricht ihr Schweigen
Fast drei Jahrzehnte lang blieb die Geschichte hinter der Karte weitgehend unerzählt. Kürzlich sprach Catherine Nicoloff in einem Interview auf dem YouTube-Kanal „The Tranquil Domain“ zum ersten Mal ausführlich über die damaligen Ereignisse und deren Auswirkungen auf sie.
„Ich wollte damals einfach nur einer der Jungs sein“, erklärte Nicoloff. „Das größte Kompliment war es, als ‚einer der Jungs‘ akzeptiert zu werden.“ Sie beschrieb die damalige Atmosphäre als von Gerüchten und ständiger Beobachtung geprägt.
„Ich konnte nirgendwo hingehen, ohne beobachtet zu werden. Wenn ich mit einem Freund zum Mittagessen ging, gab es am nächsten Tag das Gerücht, ich sei mit ihm zusammen.“
Nicoloff berichtete, dass Mark Rosewater sie damals persönlich über die bevorstehende Veröffentlichung der Karte informierte. Sie empfand dies nicht als freundliche Vorwarnung, sondern als einen Vertrauensbruch.
„In diesem Moment hat es mich ein wenig gebrochen, weil ich dachte, Mark sei ein Freund“, sagte sie. Sie fühlte sich in eine unmögliche Situation gedrängt und versuchte, die Verbreitung der Karte zu begrenzen, indem sie so viele Exemplare wie möglich selbst sammelte.
Ein viraler Beitrag brachte den Stein ins Rollen
Bereits 2021 machte der bekannte Magic-Spieler Brian Kibler in einem viralen Social-Media-Beitrag auf die Problematik der Karte aufmerksam. Dieser Beitrag trug dazu bei, das Bewusstsein für die Geschichte zu schärfen und motivierte Nicoloff schließlich, ihre Perspektive öffentlich zu teilen.
Die öffentliche Entschuldigung von Mark Rosewater
Nach der Veröffentlichung des YouTube-Videos wurde Mark Rosewater in den sozialen Medien und auf seinem Blog direkt auf den Vorfall angesprochen. Seine Reaktion war eine unmissverständliche Entschuldigung.
In einem Blogbeitrag schrieb er: „Lassen Sie mich damit beginnen, unmissverständlich festzustellen, dass es ein Fehler war, diese Karte jemals zu drucken. Das war zu 100 % mein Werk.“ Er übernahm die volle Verantwortung für das Design und die Aufnahme der Karte in das Set.
Ein persönliches Bedauern
Rosewater bezeichnete die „Ghazbán Ogress“ als die eine Karte unter Tausenden, deren Erschaffung er am meisten bereue. Er betonte, dass es wichtig sei, zu seinen Fehlern zu stehen, anstatt sie zu rechtfertigen.
„Diese Entschuldigung hätte schon vor Jahrzehnten kommen sollen, und auch das tut mir leid“, fügte Rosewater hinzu.
Er erklärte weiter, dass er Nicoloff persönlich angerufen habe, um sich bei ihr zu entschuldigen, und sie habe seine Entschuldigung angenommen. Der Designer schloss seinen Beitrag mit dem Appell, dass Magic-Karten Menschen zusammenbringen und nicht dazu benutzt werden sollten, andere herabzusetzen.
Eine Lektion für die Gaming-Kultur
Der Fall der „Ghazbán Ogress“ wirft ein Licht auf die Kultur der Gaming-Szene in den 90er-Jahren und zeigt, wie sich die Standards für Akzeptanz und Respekt über die Zeit verändert haben. Was damals möglicherweise als harmloser Witz gedacht war, wird heute als Beispiel für eine frauenfeindliche Haltung in einer von Männern dominierten Community gesehen.
Die späte, aber deutliche Entschuldigung von Mark Rosewater wird von vielen als wichtiger Schritt angesehen, um mit der Vergangenheit aufzuräumen und ein Zeichen für eine inklusivere Zukunft in der Welt von Magic: The Gathering und darüber hinaus zu setzen. Es unterstreicht die Verantwortung von Entwicklern und Unternehmen für die Inhalte, die sie schaffen, und deren langfristige Auswirkungen auf Einzelpersonen und die Community.





