Das für das Kartenspiel Magic: The Gathering verantwortliche Commander Format Panel hat eine umfassende Überarbeitung des sogenannten „Bracket“-Systems angekündigt. Die am 21. Oktober 2025 vorgestellten Änderungen sollen nach neunmonatiger Testphase für klarere Regeln bei der Spielersuche sorgen und basieren auf direktem Feedback aus der Community.
Die Anpassungen umfassen neue Richtlinien für die Spielstärke, eine überarbeitete „Game Changers“-Liste und die Entfernung bisheriger Einschränkungen. Ziel ist es, die Kommunikation vor dem Spiel zu verbessern und sicherzustellen, dass Spieler Partien finden, die ihren Erwartungen entsprechen.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick
- Neue Richtlinien: Jedes der fünf Brackets erhält eine klare Erwartungshaltung, einschließlich einer Angabe zur typischen Spieldauer in Zügen.
- Fokus auf Spielabsicht: Die Regeln betonen nun stärker die Absicht eines Decks anstatt nur dessen Karteninhalt.
- „Game Changers“-Liste angepasst: Zehn Karten wurden von der Liste der spielverändernden Karten entfernt, um sie übersichtlicher zu gestalten. Darunter befinden sich teure Zauber und bestimmte Kommandeure.
- Tutoren-Regel entfernt: Die unklare Beschränkung für Suchkarten (Tutoren) in den unteren Brackets wurde aufgehoben.
- Community-Feedback gesucht: Das Gremium bittet um Meinungen zu potenziellen zukünftigen Regeländerungen, etwa zu Hybrid-Mana-Kosten.
Klarere Erwartungen für jede Spielrunde
Eine der zentralen Neuerungen ist die Einführung konkreter Erwartungshaltungen für jedes der fünf Power-Level-Brackets. Bisherige Beschreibungen wurden oft als zu vage empfunden. Nun gibt das Gremium eine Richtlinie für die erwartete Mindestanzahl an Zügen an, bevor ein Spiel entschieden sein könnte. Dies soll Spielern helfen, die Geschwindigkeit und Intensität einer Partie besser einzuschätzen.
Die neue Struktur soll verhindern, dass Decks, die theoretisch in ein niedriges Bracket passen, die Runde durch unerwartet schnelle Gewinnkombinationen dominieren. Die Absicht hinter einem Deck rückt damit stärker in den Vordergrund als die reine Kartenliste.
Die fünf Brackets im Detail
Die aktualisierten Richtlinien definieren die fünf Stufen wie folgt, um die Spielersuche zu erleichtern:
- Bracket 1 (Exhibition): Der Fokus liegt auf dem Thema des Decks, nicht auf der Stärke. Spieler sollten mindestens neun Züge erwarten, um ihre kreativen Deck-Ideen zu präsentieren.
- Bracket 2 (Core): Gedacht für unoptimierte, geradlinige Decks mit Fokus auf soziale Interaktion. Partien sollten hier mindestens acht Züge dauern.
- Bracket 3 (Upgraded): Hier finden sich Decks mit starker Synergie und hoher Kartenqualität. Spiele enden typischerweise nach dem sechsten Zug oder später.
- Bracket 4 (Optimized): Schnelle, konsistente und aggressive Decks, die darauf ausgelegt sind, Partien ab dem vierten Zug zu beenden.
- Bracket 5 (cEDH): Die kompetitivste Stufe, in der Spiele zu jedem Zeitpunkt enden können. Hier treten hochoptimierte Decks des etablierten cEDH-Metagames an.
Hintergrund: Das Commander-Bracket-System
Das Bracket-System wurde eingeführt, um Spielern des Commander-Formats eine gemeinsame Sprache zur Beschreibung der Stärke ihrer Decks zu geben. Ziel ist es, die „Rule Zero“-Konversation vor dem Spiel zu erleichtern, bei der Spieler ihre Erwartungen abgleichen. Das System soll unausgeglichene Partien reduzieren, in denen ein sehr starkes Deck auf deutlich schwächere trifft.
Anpassungen bei Regeln und Kartenlisten
Neben den neuen Bracket-Definitionen wurden weitere grundlegende Regeln überarbeitet. Die bisherige Praxis, das „Core“-Bracket (Stufe 2) am Power-Level von vorgefertigten Decks (Precons) zu orientieren, wurde aufgegeben. Als Grund wird die stark schwankende Stärke dieser Produkte genannt, die zu Verwirrung führte.
Eine weitere signifikante Änderung betrifft Tutoren, also Karten, die es erlauben, gezielt nach anderen Karten in der Bibliothek zu suchen. Die vage Regel, die in den unteren Brackets nur „wenige“ Tutoren erlaubte, wurde komplett gestrichen. Die Konsistenz, die durch Tutoren entsteht, soll nun durch die erwartete Spieldauer und die überarbeitete „Game Changers“-Liste reguliert werden.
Die „Game Changers“-Liste wird schlanker
Die Liste der „Game Changers“ – besonders spielverzerrende Karten, die eine Diskussion vor dem Spiel erfordern – wurde deutlich verkleinert. Das Gremium räumte ein, dass die letzte Erweiterung der Liste zu umfangreich war. Die neue Philosophie konzentriert sich auf Karten, die ein Spiel bereits in den frühen Zügen stark beeinflussen können.
Diese 10 Karten sind keine „Game Changers“ mehr
Aufgrund der neuen Philosophie wurden folgende Karten von der Liste entfernt:
- Hohe Manakosten: Expropriate, Jin-Gitaxias, Core Augur, Sway of the Stars, Vorinclex, Voice of Hunger
- Starke Kommandeure: Kinnan, Bonder Prodigy, Urza, Lord High Artificer, Winota, Joiner of Forces, Yuriko, the Tiger's Shadow
- Andere Gründe: Deflecting Swat, Food Chain
Karten wie Consecrated Sphinx bleiben vorerst auf der Liste, stehen aber unter Beobachtung. Die Entwickler hoffen, dass die Liste in Zukunft stabiler bleibt und nur noch geringfügige Anpassungen erfährt.
Blick in die Zukunft: Community soll mitentscheiden
Das Commander Format Panel nutzt die Ankündigung auch, um Feedback zu vier potenziellen zukünftigen Regeländerungen einzuholen. Diese Themen stehen zur Debatte und sollen die langfristige Entwicklung des Formats prägen.
Gavin Verhey, Sprecher des Gremiums, betonte die Wichtigkeit der Community-Meinung.
„Wir haben diese Themen intensiv diskutiert und würden gerne hören, was ihr darüber denkt. Euer Feedback ist entscheidend für die nächsten Schritte.“
Die vier zentralen Diskussionspunkte sind:
- Die Zukunft von Rhystic Study: Soll die ikonische Karte, die als extrem stark gilt, verboten werden oder ein „Game Changer“ bleiben? Das Gremium tendiert aktuell dazu, sie im Format zu belassen.
- Der Einfluss von Thassa's Oracle: Wie häufig taucht diese Karte als Gewinnbedingung in Kombination mit Demonic Consultation in eher lockeren Spielrunden auf?
- Ein sechstes Bracket: Wäre eine weitere Abstufung zwischen den aktuellen Brackets 2 und 3 oder 3 und 4 sinnvoll, um mehr Granularität zu schaffen?
- Regeländerung für Hybrid-Mana: Sollten Karten mit Hybrid-Mana-Kosten so behandelt werden, dass sie in Decks jeder ihrer Farben gespielt werden dürfen? Dies würde die aktuelle Regel umkehren und die Deckbau-Optionen erweitern.
Die Diskussionen zu diesen Themen werden in den sozialen Medien und auf dem offiziellen Magic-Discord-Server gesammelt. Eine nächste offizielle Mitteilung des Gremiums ist für Anfang 2026 geplant, in der möglicherweise auf das gesammelte Feedback eingegangen wird.





