Der jährliche Fotowettbewerb „Nikon Small World“ hat erneut die faszinierendsten Bilder aus der Welt des Mikroskops prämiert. Der erste Preis ging in diesem Jahr an Zhang You aus China für seine außergewöhnliche Aufnahme eines Reiskäfers auf einem Reiskorn. Der seit 1975 bestehende Wettbewerb verbindet Wissenschaft und Kunst, indem er die verborgene Schönheit von Objekten sichtbar macht, die für das bloße Auge unsichtbar sind.
Die diesjährigen Gewinnerbilder zeigen eine beeindruckende Vielfalt, von winzigen Lebewesen über Mineralien bis hin zu alltäglichen Phänomenen in extremer Vergrößerung. Zwei deutsche Fotografen sicherten sich ebenfalls Plätze auf dem Podium.
Die wichtigsten Fakten
- Zhang You aus China gewinnt den ersten Platz mit einem Foto eines Reiskäfers.
- Die Plätze zwei und drei gehen an die deutschen Fotografen Jan Rosenboom und John-Oliver Dum.
- Der Wettbewerb „Nikon Small World“ findet seit 1975 statt und zeichnet die besten Mikrofotografien aus.
- Die Siegerbilder werden durch komplexe Techniken wie das Fokus-Stacking erstellt, um maximale Detailtiefe zu erreichen.
Der Sieger: Ein Reiskäfer in beeindruckender Detailtiefe
Das Gewinnerbild von Zhang You zeigt einen Reiskäfer (Sitophilus oryzae), der auf einem Reiskorn sitzt und seine Flügel ausgebreitet hat. Diese Insekten gelten als Schädlinge, da sie ihre Eier in Reiskörner legen. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich vom Inneren des Korns.
Die Aufnahme besticht durch ihre außergewöhnliche Schärfe und Detailgenauigkeit. Zhang You entdeckte das Insekt zufällig auf einer Fensterbank. „Ich hatte schon früher Reiskäfer in Reiskörnern beobachtet, aber noch nie einen mit ausgebreiteten Flügeln“, erklärte er in einer Pressemitteilung der Wettbewerbsorganisatoren. „Dieser hier war auf natürliche Weise konserviert, vielleicht bei einem letzten Fluchtversuch.“
Die Technik hinter dem Bild
Um diese beeindruckende Bildqualität zu erzielen, nutzte Zhang You eine Technik namens Fokus-Stacking. Dabei werden mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfeebenen gemacht und anschließend digital zu einem einzigen, durchgehend scharfen Bild kombiniert. Für das Siegerfoto wurden mehr als 100 Einzelbilder verwendet.
Deutsche Fotografen auf den Plätzen zwei und drei
Auch deutsche Teilnehmer waren in diesem Jahr sehr erfolgreich. Der zweite Platz ging an Jan Rosenboom für sein Bild einer Algenkolonie in einem Wassertropfen. Die Aufnahme fängt die filigranen Strukturen und die lebendigen Farben der Mikroorganismen ein und erinnert an ein abstraktes Kunstwerk.
Den dritten Platz sicherte sich John-Oliver Dum, ebenfalls aus Deutschland. Sein Foto zeigt Pollen, die sich im Netz einer Gartenspinne verfangen haben. Die Aufnahme visualisiert auf eindrucksvolle Weise die unsichtbaren Partikel, die uns täglich umgeben.
Weitere Einblicke in die mikroskopische Welt
Neben den drei Hauptgewinnern wurden zahlreiche weitere Bilder für ihre hohe Qualität und wissenschaftliche Bedeutung ausgezeichnet. Diese Einreichungen bieten einen breiten Überblick über die Vielfalt der Mikrofotografie.
Faszinierende Lebewesen und Strukturen
Unter den prämierten Bildern finden sich faszinierende Darstellungen aus dem Tier- und Pflanzenreich. Eine Aufnahme von Jinaguo Mao zeigt einen schwangeren Wasserfloh. Durch den durchsichtigen Körper des Tieres sind die Eier im Inneren deutlich zu erkennen. Wasserflöhe sind übrigens Krebstiere, keine Flöhe, und erhielten ihren Namen aufgrund ihrer hüpfenden Schwimmbewegungen.
Einige der beeindruckendsten Bilder in der Mikrofotografie stammen von Embryonen. Die Entwicklung von Blutgefäßen oder Organen in einem frühen Stadium kann so detailliert sichtbar gemacht werden. Eine ausgezeichnete Aufnahme von Dr. Michael Weber zeigt die Blutgefäße in der Gliedmaße eines Mausembryos.
Weitere bemerkenswerte Bilder sind:
- Schmetterlingseier: Eine Aufnahme von Ye Fei Zhang, die die komplexen Muster auf winzigen Schmetterlingseiern zeigt.
- Schwebfliege: Özgür Kerem Bulur gelang ein detailliertes Porträt einer Schwebfliege, die auch als Blumenfliege bekannt ist.
- Mausembryo: Heiti Paves reichte eine Aufnahme eines Querschnitts eines Mausembryos ein, die die frühe Entwicklungsphase dokumentiert.
Von Schneeflocken bis zu Edelsteinen
Die Mikrofotografie beschränkt sich nicht nur auf biologische Proben. Auch unbelebte Objekte entfalten unter dem Mikroskop eine unerwartete Schönheit. So fotografierte Michael Robert Peres eine schmelzende Schneeflocke und hielt ihre vergängliche, kristalline Struktur fest.
Ein weiteres Beispiel ist die Aufnahme von Jonathan Muyal, die schillernde Rutilnadeln in einem burmesischen Rubin zeigt. Diese winzigen mineralischen Einschlüsse erzeugen oft den besonderen Glanz, für den Edelsteine geschätzt werden.
„Jedes Bild eröffnet eine neue Welt, die normalerweise verborgen bleibt. Es ist die perfekte Verbindung von wissenschaftlicher Neugier und künstlerischem Ausdruck.“
Selbst alltägliche Materialien können unter dem Mikroskop überraschen. Marek Miś Photography wurde für ein Bild von Luftblasen in geschmolzenem Polyvinylalkohol ausgezeichnet, bei dem eine der Blasen die Form eines Herzens angenommen hat.
Der Wettbewerb „Nikon Small World“ beweist jedes Jahr aufs Neue, dass im Kleinsten oft die größte Schönheit verborgen liegt. Die prämierten Bilder machen komplexe wissenschaftliche Realitäten zugänglich und regen zum Staunen an.





