Blizzard Entertainment hat im Rahmen einer Alpha-Testphase und in Gesprächen mit Entwicklern zahlreiche neue Informationen zur kommenden World of Warcraft-Erweiterung „Midnight“ veröffentlicht. Die Details umfassen neue Spielinhalte wie Housing und die Überarbeitung bekannter Zonen, aber auch grundlegende Systemänderungen, die das Spielerlebnis nachhaltig verändern sollen.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Hauptstadt Silbermond wird umfassend überarbeitet und dient als neutraler Knotenpunkt, während die Draenei-Startgebiete vorerst unverändert bleiben.
- Das Housing-System („Heimstatt“) wird eingeführt und ermöglicht es Spielern, kosmetische Gegenstände aus Erfolgen und anderen Quellen zu sammeln.
- Dämonenjäger erhalten mit dem „Aldrachi-Rächer“ eine dritte Spezialisierung, die auf Leerenmagie basiert.
- Blizzard plant weitreichende Änderungen an der Benutzeroberfläche und schränkt die Funktionalität von Kampf-Add-ons ein, um die Abhängigkeit von externen Tools zu verringern.
Überarbeitete Zonen und neue soziale Treffpunkte
Ein zentrales Merkmal von Midnight ist die grafische und inhaltliche Modernisierung der Blutelfen-Hauptstadt Silbermond. Laut Design Director Maria Hamilton wird die Stadt zu einem wichtigen Schauplatz der Erweiterung. Etwa zwei Drittel der Stadt werden als neutraler Bereich für Spieler beider Fraktionen zugänglich sein.
Ein Drittel bleibt jedoch exklusiv der Horde vorbehalten, um die Identität der Stadt zu wahren. „Es gibt Bereiche einer Horde-Stadt, die nur für die Horde sein sollten“, erklärte Hamilton. Diese Aufteilung spielt auch eine wichtige Rolle für die Handlung, da die Spannungen zwischen den Blutelfen und der in der Stadt präsenten Armee des Lichts im Verlauf der Kampagne zunehmen werden.
Während Silbermond eine Generalüberholung erhält, sind für die Startgebiete der Draenei – die Azurmythosinsel, die Blutmythosinsel und die Exodar – derzeit keine Anpassungen geplant. Hamilton schloss zukünftige Überarbeitungen jedoch nicht aus.
Die Arkantina: Ein neuer Rückzugsort
Mit der Arkantina wird ein neuer sozialer Treffpunkt eingeführt. Es handelt sich um eine extradimensionale arkane Taverne, die als Rückzugsort für kriegsmüde Charaktere beider Fraktionen dient. Spieler schalten diesen Ort durch eine Questreihe frei.
„Man wird dort viele weniger bekannte Charaktere antreffen, sowohl von der Horde als auch von der Allianz, die oft bei einem Drink mit jemandem plaudern, der in der Vergangenheit ihr Feind gewesen sein könnte“, so Hamilton. Der Ort soll besonders Rollenspielern eine neue Heimat bieten und enthält Cameo-Auftritte von Charakteren wie Gamon. Zudem wird es dort Quests geben.
Rückkehr der Raufboldgilde?
Auf die Frage, ob die bei Spielern beliebte Raufboldgilde zurückkehren wird, antwortete Associate Game Director Paul Kubit ausweichend: „Wir reden nicht sehr oft über die Raufboldgilde. [...] Wir empfehlen Ihnen, nicht zu viel darauf zu achten, was dort vor sich geht. Zwinker, zwinker.“ Dies deutet stark auf eine Rückkehr des Solo-Kampf-Features hin.
Gameplay-Systeme: Dungeons, Klassen und Housing
Die in The War Within eingeführten Dungeons („Delves“) werden in Midnight fortgesetzt. Dieses Feature richtet sich an Spieler, die kürzere und flexiblere Inhalte bevorzugen. Laut Hamilton wurde das System entwickelt, um Spielern zu ermöglichen, jederzeit eine Pause einzulegen, ohne eine Gruppe im Stich zu lassen.
Als Begleiterin in den Dungeons wird Valeera Sanguinar zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu Brann Bronzebart aus der vorherigen Erweiterung wird sie von Beginn an alle drei Rollen (Tank, Heiler, DPS) beherrschen und eine eigene Hintergrundgeschichte erhalten, die Spieler nach und nach freischalten.
Neue Spezialisierung für Dämonenjäger
Eine der größten Klassenänderungen ist die Einführung einer dritten Spezialisierung für Dämonenjäger. Diese Entscheidung wurde laut Kubit maßgeblich von der Geschichte der Erweiterung beeinflusst, die sich stark um die Leere dreht. Dämonenjäger, die traditionell die Macht ihrer Feinde nutzen, wenden sich nun der Leerenenergie zu.
„Es gab eine wirklich coole Übereinstimmung von Story-Gelegenheit und Klassendesign-Gelegenheit“, erklärte Kubit. Zudem waren Dämonenjäger die einzige Klasse mit nur zwei Spezialisierungen. Passend dazu wird die Klasse auch für Leerenelfen verfügbar gemacht, um eine thematische Verbindung herzustellen.
Das neue Housing-System „Heimstatt“
Mit „Heimstatt“ erhält World of Warcraft erstmals ein vollwertiges Housing-System. Spieler können eigene Häuser dekorieren und anpassen. Kosmetische Gegenstände werden auf verschiedene Weisen freigeschaltet:
- Erfolge: Gegenstände aus vergangenen und zukünftigen Erfolgen werden automatisch freigeschaltet. Zusätzliche Exemplare können bei einem Händler erworben werden.
- Herstellung: Berufe wie Schreiner oder Schmied können Möbel herstellen. Diese müssen für jedes weitere Exemplar neu gefertigt werden.
- Dungeon-Bosse: Um Frustration zu vermeiden, sollen Dekorationsgegenstände von Bossen eine garantierte Droprate von 100 % haben.
Kontroverse Änderungen an Add-ons und Benutzeroberfläche
Die wohl umstrittenste Ankündigung betrifft die tiefgreifenden Änderungen an der Funktionsweise von Add-ons. Blizzard plant, die Schnittstellen (APIs) zu deaktivieren, die von vielen beliebten Kampf-Add-ons wie Deadly Boss Mods (DBM) oder WeakAuras genutzt werden, um präzise Warnungen und Handlungsanweisungen zu geben.
Senior Game Director Ion Hazzikostas begründete diesen Schritt damit, das Spiel zugänglicher zu machen und die Abhängigkeit von externen Hilfsmitteln zu reduzieren. „Wenn man in etwas Tödlichem steht, das den Charakter töten wird, und der einzige Weg, wie man sich dieser Tatsache bewusst wird, eine Lufthupe aus einem Add-on ist, haben wir als Entwickler versagt“, sagte Hazzikostas.
„Wir wollen das Spielfeld ebnen und sicherstellen, dass jeder die Informationen, die er zum Erfolg braucht, als Teil des Basis-Erlebnisses zur Verfügung hat.“
Um den Wegfall der Add-on-Funktionen zu kompensieren, arbeitet das Entwicklerteam an einer umfassenden Erweiterung der Standard-Benutzeroberfläche. Dazu gehören ein neuer Cooldown-Manager und verbesserte Boss-Warnungen, die auch akustische Signale umfassen werden.
Lead UX Designer Crash Reed betonte, dass sich diese Systeme noch in der Entwicklung befinden und das Feedback der Spieler aus der Alpha- und Beta-Phase entscheidend für die finale Umsetzung sein wird. „Der ganze Grund, es früh zu veröffentlichen, war, damit wir [reagieren] können. [...] Wir wollen den Dialog offen halten“, so Reed.
Zukunftspläne für Raids, Ausrüstung und die Worldsoul Saga
Blizzard plant auch, die Struktur der Raid-Veröffentlichungen flexibler zu gestalten. In Midnight werden zum Start zwei der drei Raids verfügbar sein, der dritte folgt einige Wochen später. Dies signalisiert eine Abkehr vom starren Schema „ein großer Raid pro Patch“.
Eine weitere Änderung, die in der Community für Diskussionen sorgt, betrifft die Freischaltung von Rüstungs-Designs. Bisher konnten Spieler durch das Aufwerten von heroischer Ausrüstung auch die mythische Variante für die Transmogrifikation freischalten. Diese Möglichkeit soll laut aktuellen Plänen entfallen. Das Team beobachtet jedoch das Feedback der Spieler zu diesem Thema.
Abschließend wurde Hazzikostas auf das riesige Schwert angesprochen, das seit der Erweiterung Legion in Silithus steckt. Er versicherte mit einem Verweis auf eine Aussage von Chris Metzen, dass dieses Problem vor dem Ende der Worldsoul Saga, zu der Midnight gehört, behandelt wird. „Metzen hat es versprochen und Metzen lügt nicht.“





