Der chinesische Tech-Riese NetEase schließt sein MMO-Entwicklerstudio Fantastic Pixel Castle, das von dem ehemaligen World of Warcraft-Chefdesigner Greg Street geleitet wurde. Die Schließung ist für den 17. November angesetzt und bedeutet das Ende für das ambitionierte Online-Rollenspiel „Project Ghost“ nach nur zwei Jahren Entwicklungszeit.
Das Wichtigste in Kürze
- Das von NetEase finanzierte Studio Fantastic Pixel Castle wird am 17. November geschlossen.
- Gründer Greg Street, ein Veteran der MMO-Branche (World of Warcraft, Riot Games), bestätigte das Ende.
- Die Entwicklung des MMORPGs „Project Ghost“ wird damit eingestellt.
- Die Schließung ist Teil einer breiteren Strategie von NetEase, das Engagement im Ausland zu reduzieren.
Das abrupte Ende für ein ambitioniertes Projekt
Die Entscheidung zur Schließung folgt, nachdem NetEase die Finanzierung für das Studio eingestellt hatte. In einem Beitrag auf LinkedIn erklärte Studiogründer Greg Street, dass die Bemühungen, einen neuen Publisher oder alternative Finanzierungsquellen zu finden, erfolglos geblieben sind.
„Obwohl wir unser Spiel gerne entwickeln würden, hat es für uns oberste Priorität, unseren Entwicklern zu helfen, eine neue Anstellung zu finden“, schrieb Street. Er betonte, dass die Unterstützung des Teams nun im Vordergrund stehe. Die Schließung erfolgt trotz jüngster Bemühungen, das Spiel der Öffentlichkeit vorzustellen. Erst vor Kurzem hatten ausgewählte Content Creator die Möglichkeit, eine frühe Version von „Project Ghost“ zu streamen und erste Einblicke zu geben.
Was war Project Ghost?
„Project Ghost“ war als ein Massively Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) konzipiert, das sich bewusst von aktuellen Trends abheben wollte. Das Entwicklerteam sah eine zu starke Konzentration auf Solo-Inhalte in modernen MMOs und wollte stattdessen das Gemeinschaftsgefühl und das Zusammenspiel mit Freunden in den Mittelpunkt rücken.
Ein innovatives Spielkonzept
Das Spiel sollte auf einem einzigartigen System aus zwei verschiedenen Welttypen, den sogenannten „Shards“ (Scherben), basieren:
- Blaue Scherben: Diese Bereiche waren als eine Art Survival-Spielerfahrung geplant. Spieler sollten in Gruppen Ressourcen sammeln, Basen errichten und gemeinsam Abenteuer erleben.
- Rote Scherben: Hier sollten klassische MMORPG-Elemente dominieren. Große Spielergruppen hätten sich zusammenschließen können, um Weltbosse zu bekämpfen oder die Spielwelt durch ihre Aktionen dauerhaft zu verändern.
Mit diesem zweigeteilten Ansatz wollte Fantastic Pixel Castle unterschiedliche Spielstile ansprechen und eine dynamische, von den Spielern geprägte Welt erschaffen. Die Community stand im Zentrum der Designphilosophie.
Ein Branchenveteran an der Spitze
Die Hoffnung für „Project Ghost“ war groß, nicht zuletzt wegen des prominenten Gründers. Greg Street, in der Gaming-Community auch als „Ghostcrawler“ bekannt, ist eine feste Größe in der Entwicklung von Online-Rollenspielen.
Fast sechs Jahre lang war er als Lead Systems Designer maßgeblich für die Entwicklung von World of Warcraft bei Blizzard Entertainment verantwortlich. Später wechselte er zu Riot Games, wo er zuletzt die Entwicklung eines MMORPGs im League-of-Legends-Universum leitete. Er verließ Riot im Jahr 2023, kurz bevor das Unternehmen bekannt gab, die Entwicklung dieses MMOs neu zu starten.
„Während wir unser Spiel gerne machen würden, hat es für uns oberste Priorität, unseren Entwicklern zu helfen, eine Anstellung zu finden.“ – Greg Street, Gründer von Fantastic Pixel Castle
Die Gründung von Fantastic Pixel Castle unter dem Dach von NetEase schien für Street die Chance zu sein, seine Vision eines modernen, community-orientierten MMOs umzusetzen. Doch diese Vision findet nun ein vorzeitiges Ende.
NetEase auf dem Rückzug aus dem Westen
Die Schließung von Fantastic Pixel Castle ist kein Einzelfall, sondern fügt sich in ein größeres Muster ein. Die Gaming-Branche erlebt seit einiger Zeit eine Welle von Entlassungen und Studioschließungen. NetEase selbst scheint seine globale Strategie neu auszurichten und sein Engagement in westlichen Märkten zu überdenken.
Strategische Neuausrichtung bei NetEase
Berichten zufolge plant der chinesische Konzern, sein Geschäft in Übersee aufgrund von „geopolitischen Risiken“ zu reduzieren. Bereits Anfang des Jahres sorgte NetEase für Schlagzeilen, als das US-Entwicklerteam des erfolgreichen Spiels „Marvel Rivals“ trotz dessen Popularität entlassen wurde. Die aktuelle Entscheidung, Fantastic Pixel Castle die finanzielle Grundlage zu entziehen, bestätigt diesen Trend.
Für die Gaming-Branche bedeutet dies einen weiteren Rückschlag und den Verlust eines potenziell innovativen Titels. Für die Mitarbeiter von Fantastic Pixel Castle beginnt nun die Suche nach neuen beruflichen Perspektiven in einem ohnehin angespannten Marktumfeld.





